Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Chilenischer Mapuche-Führer beendet Hungerstreik: Etappensieg für machi Celestino Córdova Tránsito
Chilenischer Mapuche-Führer beendet Hungerstreik:
- Machi Celestino Córdova Tránsito erreicht Abkommen nach 107 Tagen Hungerstreik
- GfbV erleichtert: Unabhängigen Untersuchungen zufolge stand sein Tod unmittelbar bevor
- Zugeständnisse an Mapuche-Gefangene, keine Zusatzstrafen für Hungerstreikende
Nach 107 Tagen hat der machi Celestino Córdova Tránsito, wichtiges spirituelles Oberhaupt der Mapuche in Chile, am 18. August seinen Hungerstreik beendet. Einige seiner Mitgefangenen wollen es ihm gleichtun. Nach Gesprächen mit dem Ministerium für Justiz und Menschenrechte, dem Nationalen Institut für Menschenrechte und dem Colegio medico sowie Beobachtern des Hochkommissariates für Menschenrechte der Vereinten Nationen (UNHCR) handelte der machi ein Abkommen aus, das von Justizstaatssekretär Valenzuela unterzeichnet wurde.
Dem Abkommen zufolge bleibt machi Celestino zunächst bis zu seiner vollständigen physischen und spirituellen Gesundung im Interkulturellen Krankenhaus Nueva Imperial. Dort wird er neben konventioneller Medizin auch mit traditionellen Heilmethoden der Mapuche behandelt. Danach kann der machi, wenn er das möchte, in ein Arbeits- und Bildungszentrum verlegt werden. Dieses darf er für maximal 30 Stunden verlassen, um sein REWE, seinen spirituellen Zeremonialort aufzusuchen. Dies war eine seiner wichtigsten Forderungen gewesen.
"Wir sind sehr erleichtert über diesen Ausgang, denn der Hungerstreik hatte durch die Eskalation rassistischer Übergriffe auf Mapuche und den Tod zweier Mapuche-Frauen eine zusätzliche Brisanz erlangt", erklärt Yvonne Bangert, Referentin für indigene Völker bei der Gesellschaft für bedrohte Völker. "Das Abkommen ist als Etappensieg zu werten, weil es die kulturelle, spirituelle, gesundheitliche, schulische und berufliche Position der Mapuche in Haft stärkt. "Doch noch ist es nicht abschließend ausgehandelt. Zudem setzt eine Gruppe Mapuche im Gefängnis von Angol den Hungerstreik fort, bis auch mit ihnen verhandelt wird."
Die anderen Mapuche erhalten für den Hungerstreik keine Zusatzstrafen. Außerdem soll es auch für sie leichter werden, ebenfalls in ein Arbeits- und Bildungszentrum zu kommen. Die interkulturellen Dialoge im Strafvollzug sollen fortgesetzt werden und zu neuen Gefängnisbestimmungen führen, die sich auf die Wiedereinführung von Arbeit und Bildung, Gesundheitsangelegenheiten und spirituelle Hilfe beziehen. Das Abkommen muss innerhalb des Jahres 2020 abschließend ausgearbeitet werden und den Konsultationsprozess gemäß Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation ILO berücksichtigen. Sollte der Termin verstreichen, behält sich der machi eine Wiederaufnahme des Hungerstreiks vor. In einer der Erklärungen hat er darum gebeten, dass die anderen Hungerstreikenden weiter unterstützt werden, auch wenn er selbst jetzt aufgehört hat.
Mit der vorläufigen Einigung endet der mittlerweile fünfte Hungerstreik des machi seit seiner Festnahme im Jahr 2013, den er zeitweise als trockenen Hungerstreik geführt hatte. Gesundheitlich war seine Lage zuletzt sehr ernst. Am 10. August hatte ihn eine unabhängige ärztliche Delegation des chilenischen Colegio Médico de Chile besucht. Ihrem Bericht zufolge war sein Zustand kritisch und sein Tod stand unmittelbar bevor. Über seine Sprecherin hatte er bereits seine Abschiedsworte verbreiten lassen.
Sie erreichen Yvonne Bangert unter y.bangert@gfbv.de oder 0551/49906-14.
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