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Börsen-Zeitung: Aufputschmittel, Kommentar von Sabine Wadewitz zur Übernahme des Konkurrenten Wyeth durch den Pharmakonzern Pfizer für 68 Mrd. Dollar

Frankfurt (ots)

Der Nächste bitte! Angesichts der Probleme in
der Pharmabranche war es nur eine Frage der Zeit, bis sich eine 
weitere Megafusion anbahnen würde - und der nächste Deal kommt 
bestimmt. Zahlreiche große Anbieter sind unter Druck, weil der 
Patentschutz ihrer Verkaufsschlager ausläuft, während der 
Produktnachschub auf sich warten lässt.
Sogar der weltgrößte Pharmakonzern Pfizer mit einem Forschungs- 
und Entwicklungsbudget von 7,5 Mrd. Dollar ist dagegen nicht gefeit 
und muss sich auf den Marktauftritt der Nachahmerhersteller für sein 
größtes Produkt Lipitor im Jahr 2011 einstellen. Gefährdet ist 
immerhin ein Viertel des Umsatzes - und vermutlich ein noch größerer 
Teil des Gewinns.
CEO Jeff Kindler hat angesichts dieser Herausforderung auf 
Akquisitionen eingestimmt und drastische Kostensenkungen eingeleitet.
Die Wettbewerber warteten ab, wonach der Branchenprimus greifen würde
- damit er bei anderen Objekten der Begierde nicht mehr in die Quere 
kommen kann.
Mit der Übernahme des Konkurrenten Wyeth für 68 Mrd. Dollar bindet
sich die Nummer 1 der Branche ein riesiges Umbauprogramm ans Bein, 
das Management und Belegschaft für einige Zeit belasten wird - was 
die Innovationskraft aller Erfahrung nach alles andere als beflügelt.
Das sehen offensichtlich auch viele Anleger so: Die Pfizer-Aktie ging
zu Wochenbeginn auf Talfahrt.
Pfizer schultert nach dem Erwerb von Warner-Lambert und Pharmacia 
die dritte große Akquisition seit dem Jahr 2000. Der bislang mit 
"AAA"-Rating ausgezeichnete Konzern hatte vor dem jüngsten Schritt 
bereits 150 Mrd. Dollar innerhalb kurzer Zeit für die beiden Erwerbe 
eingesetzt - und doch keine Erfolgsgeschichte geschrieben. 
Dynamisches Wachstum konnte nicht generiert werden, es gab 
Rückschläge bei Produktkandidaten und ein echter Ersatz für das 
Topprodukt Lipitor ist nicht in Sicht. Dass nun wieder geklotzt wird,
kann nach dieser Vergangenheit nicht für Euphorie sorgen.
Pfizer kauft sich Zeit. Mit dem breiteren Sortiment, in dem es 
wenig Überschneidungen gibt, verringert sich zwar die Abhängigkeit 
von den größten Produkten. Doch auch Wyeth ist - sogar noch etwas 
früher als Pfizer - mit dem Patentablauf für ihr Topmedikament 
belastet. Die Fusion ist ein Aufputschmittel, für Heilung sorgt sie 
nicht.
(Börsen-Zeitung, 27.1.2009)

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