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Börsen-Zeitung: Wellenritt, Kommentar von Gottfried Mehner zur Schiffsfondswelle, die derzeit auf die Aktienmärkte zurollt

Frankfurt (ots)

Nach der Solarwelle rollt auf die Börse
gegenwärtig die Schiffsfondswelle zu. HCI Capital startet Anfang
Oktober. Lloyd Funds kommt Ende Oktober. Und dann will sich noch
Rothmann & Cie Holding AG erklären. Natürlich kann es diese Woge
nicht im Entferntesten mit der Scheitelhöhe von Solarworld, Solon,
Q-Cells, Solarwatt, Ersol, Sun Energy und wie sie alle heißen
aufnehmen. Aber interessant ist hier wie dort, dass nach einer
erfolgreichen Platzierung so viele der Mitwettbewerber die Surflust
packt. In der Szene der Fondsinitiatoren ist es vor allem der Erfolg
des MDax- Wertes MPC, der starke Nachahmerreflexe auslöst.
Dass es bei der in Deutschland tief verwurzelten Kultur der
Steuervermeidung eine große Schar listingfähiger Emissionshäuser
gibt, muss nicht verwundern. Mit den Emissionserlösen soll die
Diversifikation in andere Anlageschwerpunkte – auch durch Übernahmen
– vorangetrieben werden, obwohl neben Schiffsfonds auch regelmäßig
Immobilien, Private Equity oder gebrauchte Lebensversicherungen
abgedeckt werden.
Egal, in welcher Kombination eine neue Regierung zusammenkommt:
das große Geschäft mit Verlustzuweisungen ist ein Auslaufmodell. Dies
ist ein wesentlicher Grund, dass es bei einigen Fondsinitiatoren
inzwischen pressiert. Noch können nach zwei Ausnahmejahren fast alle
Emissionshäuser hervorragende Leistungsbilanzen vorweisen. Aber die
Wahrscheinlichkeit, dass es auf den Schiffsmärkten auch einmal wieder
in die andere Richtung geht, wird größer. Dies ist übrigens der Grund
dafür, dass Emissionshäuser wie etwa Nordcapital oder die Hansa
Treuhand dezidiert keine Börsenpläne verfolgen: Eine Notierung zwingt
die Häuser zu vierteljährlichen Erfolgsnachweisen und
kontinuierlichem Wachstum. Abwärtsphasen sind nicht vorgesehen. Die
absehbare Folge wären Kursverluste. Eine Erfahrung, die auch MPC nach
einer gedrosselten Gewinnschätzung machen musste.
Vor diesem Hintergrund verbreitern alle Anbieter ihre
Angebotspalette, obwohl die äußerst milde Tonnagebesteuerung bei
Schiffsfonds das zugkräftigste Argument bleibt. Dabei kommt es auch
zu Unsinnigkeiten wie Ansparplänen für Schiffsfonds: Mit 100 Euro im
Monat einen Tanker ansparen? Als geschlossene Fonds sind dies
unternehmerische Beteiligungen, in der Spargroschen nichts zu suchen
haben.
(Börsen-Zeitung, 29.9.2005)

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