Börsen-Zeitung: Bloß kein Patzer! Kommentar zum konservativen Ausblick des Henkel-Konzerns von Antje Kullrich
Frankfurt (ots)
Auweia, das tat weh! Mit einem Kursverlust von rund 5% haben die Investoren Henkel am Donnerstag abgewatscht. Ein paradoxes Phänomen, wenn ein Konzern meldet, dass er sämtliche Finanzziele für das abgelaufene Jahr übertroffen hat. Auf den zweiten Blick jedoch erscheint das Geschehen an der Börse nicht mehr ganz so bizarr, auch wenn das Strafmaß der Anleger etwas hoch ausfällt.
Der Henkel-Kurs ist seit Mitte 2006 um mehr als 30% gestiegen und hat damit den Dax klar geschlagen. In den vergangenen Tagen machten Marktgerüchte die Runde, die Geschäftsführung des Konsumgüterherstellers werde angesichts der guten Konjunktur die Mittelfrist-Ziele anheben. Das blieb aus - und mancher Anleger nahm die Gewinne der vergangenen Wochen deshalb erst mal mit. Überdies fiel der Ausblick auf das laufende Jahr für den Geschmack vor allem kurzfristig orientierter Anleger deutlich zu konservativ aus. Wer trotz florierender Märkte und prima Konsumklima noch eine Spur zaghafter prognostiziert als im Vorjahr, hat schlechte Karten. Dennoch passt der Henkel-Ausblick ins Bild. Der Konzern ist für seine Vorsicht berühmt. Und Henkel-Chef Ulrich Lehner würde es wohl als schweren persönlichen Schlag empfinden, müsste er im letzten vollen Geschäftsjahr seiner Amtszeit Prognosen korrigieren. Warum also ohne Not ein Risiko eingehen?
Alles in allem fehlte den Henkel-Zahlen jeglicher Kick. Alles andere als ein solides Übererfüllen der konzerneigenen Prognosen wäre nach dem glänzenden dritten Quartal und dem robusten Absatz selbst im lange Zeit schwierigen Heimatmarkt eine Enttäuschung gewesen. Auch mit der Dividendenankündigung lässt sich keine Euphorie auslösen. Zwar bekommen die Aktionäre mit 14 Cent mehr einen Aufschlag wie schon lange nicht mehr, doch fällt das prozentuale Plus von 10% auf 1,50 Euro magerer aus als der Anstieg des Ergebnisses je Vorzugsaktie. Mit einer Dividendenrendite von nur 1,3% bewegt sich Henkel zudem am unteren Ende der Dax-Werte.
Längerfristig orientierte Anleger dürfte der kleine Kurseinbruch besonders nach der Rally der vergangenen Monate allerdings kaum stören. Denn sie wissen eines zu schätzen: Bei Henkel sind sie in aller Regel vor Überraschungen sicher - vor allzu positiven, aber eben auch vor negativen.
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