Rheinische Post: Serbien zündelt
Düsseldorf (ots)
Erneut sind zwei deutsche Soldaten bei der Räumung einer Barrikade im Kosovo durch Schüsse verletzt worden - das kleine Land auf dem Balkan macht Europa seit Monaten wieder große Probleme. Die serbische Minderheit im Norden will sich von der albanischen Mehrheit abspalten und liefert sich blutige Straßenschlachten mit der von Deutschland geführten Schutztruppe KFOR. Streitpunkte sind unter anderem Zollfragen und scheinbare Kleinigkeiten wie die Einführung einheitlicher Autokennzeichen, die Belgrad durch das Austeilen serbischer Nummernschilder im Nordkosovo zu verhindern sucht. Ende April musste die Bundeswehr ein zusätzliches Bataillon einfliegen, um die Unruhen einzudämmen. Die Haltung Serbiens, das seine Gebietsansprüche sogar mit einem eigenen Kosovo-Ministerium unterstreicht, wird zunehmend besorgniserregender: Der neue Präsident Tomislav Nikolic bekennt sich offen zur Utopie eines Groß-Serbien als Nachfolger Jugoslawiens, was auch die Kroaten irritiert. Alte Fronten bilden sich neu: Russland sieht sich als Schutzmacht Serbiens vor dem Westen und fördert es mit Millionen-Krediten; Belgrads Weg in die EU scheint dagegen blockiert. Der kleine Schwelbrand im Kosovo droht zum internationalen Konflikt zu werden.
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