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Kommentar
Der Draghi-Moment der Corona-Krise = Von Antje Höning

Düsseldorf (ots)

In den vergangenen Krisen war es jeweils ein Auftritt, der die Panik stoppte: In der Lehman-Krise 2008 versprachen Kanzlerin und Finanzminister, die Spareinlagen seien sicher, und verhinderten so einen Bankensturm. In der Euro-Krise 2012 stoppte EZB-Präsident Mario Draghi den Zerfall der Währungsunion mit dem Satz, die Europäische Zentralbank werde alles tun, um den Euro zu retten - "whatever it takes". Entschlossen Summen auf den Tisch legen, die größer sind als die Krise: Das war das Erfolgsrezept. Auf das setzt nun auch die Bundesregierung, indem sie einen gigantischen Schutzschirm für Betriebe aufspannt. Der Schirm ist das "whatever it takes", das es im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise braucht. Firmen, die wegen Lieferengpässen oder Absatzproblemen in Schwierigkeiten geraten, erhalten unbegrenzt Hilfskredite und Steuerstundungen. Das ist (anders als ein Konjunkturprogramm) genau das Richtige. Dass die Lufthansa bereits die Hand hebt, zeigt, wie nötig das Signal ist. Aus der Corona-Krise darf kein Wirtschaftsabsturz werden. Wir groß die Gefahr ist, zeigt der jüngste Börsencrash.

Draghis Nachfolgerin Christine Lagarde ist es dagegen nicht gelungen, die Abwärtsspirale der Erwartungen zu stoppen. Sie ließ zu, dass die Märkte erst auf eine Verschärfung der Strafzinsen setzten und dann enttäuscht waren, als diese am Donnerstag nicht kam. So erhöhte die EZB die Unsicherheit. Die Botschaft aus Berlin ist eine andere: Klotzen statt Kleckern, wie Finanzminister Scholz sagt. Wie in jeder Krise kommt es auch auf die Psychologie an. Dass Bundestag und Bundesrat zudem in beispielloser Geschwindigkeit eine Kurzarbeits-Reform verabschieden, zeigt: Die Krise setzt Kräfte der Vernunft frei. Der Kampf gegen die Epidemie ist noch lange nicht gewonnen, aber die Gefahr eines parallelen Wirtschaftskollaps gebannt.

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