Auszeichnung für 'Aus der eigenen Geschichte lernen'
Das Bündnis für Demokratie und Toleranz - gegen Extremismus und Gewalt (BfDT) zeichnete das Fanprojekt der Sportjugend Berlin und Hertha BSC im Wettbewerb 'Aktiv für Demokratie und Toleranz' aus.
Potsdam - Für Demokratie und Toleranz setzt sich Hertha BSC ein, für Demokratie und Toleranz wurde Hertha BSC nun ausgezeichnet. Das gemeinsame Projekt 'Aus der eigenen Geschichte lernen' der Fanbetreuung des Hauptstadtclubs und des Fanprojekts der Sportjugend Berlin erhielt am Mittwoch (20.06.18) einen Preis im bundesweiten Wettbewerb 'Aktiv für Demokratie und Toleranz'. Das Bündnis für Demokratie und Toleranz - gegen Extremismus und Gewalt (BfDT) von der Bundeszentrale für politische Bildung wählte bundesweit 77 Initiativen und Projekte für ihr vorbildliches und nachahmenswertes zivilgesellschaftliches Engagement aus.
Kritische Auseinandersetzung mit der Vereinsgeschichte
Das Projekt der Fanbetreuung der Blau-Weißen erhielt in diesem Rahmen ein Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro. "Die Auszeichnung stellt eine schöne Anerkennung des gezeigten Engagements dar, vor allem jenes der zahlreichen Hertha-Fans, die in ihrer Freizeit oder im Urlaub mit uns unterwegs sind", freute sich Juliane Röleke, die die wissenschaftliche Leitung der Herthaner Projektreihe übernimmt. "Natürlich motiviert dieser Preis, sich weiterhin auch kritisch mit der eigenen Vereinsgeschichte auseinanderzusetzen. Wir wollen Themen ansprechen, die unbequem sein können - eben wie im Fall von Hermann Horwitz den bis heute vorhandenen Antisemitismus."
Im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam übergab das BfDT in Kooperation mit der Landesregierung die Preise an elf regionale Initiativen und Projekte. Deutschlandweit gab es im Wettbewerb insgesamt 381 Bewerbungen, der Beirat des Bündnisses wählte die 77 Gewinner aus. "Es ist sehr beachtlich, sich mit der Geschichte des eigenen Vereins auseinanderzusetzen und nicht immer einfach, auch die dunklen Seiten und die schwierige Vergangenheit aufzuarbeiten", sagte Linda Teuteberg aus dem Beirat des Bündnisses. "Damit wirkt das Projekt in den Verein und in die Stadt hinein. Es ist sehr aktuell und wichtig, sich mit der politischen Ebene des Sports zu befassen", so die Brandenburger Bundestagsabgeordnete weiter. Stefano Bazzano von der Fanbetreuung, neben Röleke verantwortlich für das Projekt, nahm mit Sönke Vosgerau vom Fanprojekt die Auszeichnung entgegen.
Über 'Aus der eigenen Geschichte lernen'
Geschichte am historischen Ort nachvollziehen, der Vergangenheit und seinen Protagonisten ein Gesicht geben und dabei die Faszination und Strahlkraft des Fußballs nutzen - dafür steht die erfolgreiche Serie 'Aus der eigenen Geschichte lernen'. "Die Projektreihe hat sich stetig entwickelt, so dass wir mittlerweile ein breites Spektrum anbieten. Immer wieder stoßen wir dabei auf neue interessante Aspekte, aus denen dann Folgeprojekte entstehen und Teilnehmer eigene Aktionen initiieren", sagt Bazzano. "Wir erleben hier, wie sich vom Fan über den Mitarbeiter bis zum Jugendspieler alle mit der Vereinsgeschichte auseinandersetzen. Das ist großartig", so der Projektkoordinator weiter.
Seit Oktober 2015 setzen sich Fans des Hauptstadtclubs gemeinsam mit der Fanbetreuung von Hertha BSC mit der Geschichte ihres Clubs auseinander. In Form von verschiedenen Projekttagen, Aktionen und Workshops forschen die Herthaner zu vielseitigen Themen. So gab es etwa eine historische Stadionführung oder Zeitzeugengespräche mit Besuchern und Teilnehmern der Olympischen Spiele 1936. In den vergangenen Jahr begaben sich Hertha-Fans auch auf 'Spurensuche' des ehemaligen jüdischen Mannschaftsarztes Dr. Hermann Horwitz, der 1943 von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager Auschwitz ermordet wurde. Im Folgeprojekt von 'Aus der eigenen Geschichte lernen' schafften es die Teilnehmenden, nach knapp einem Jahr harter Recherchearbeit, die Geschichte des Arztes zu erforschen und eine Biografie zu erstellen.
Gedenkstättenfahrten nach Auschwitz
Auch Gedenkstättenfahrten initiiert das Fanprojekt: Erst in diesem Monat fuhren Fans des Hauptstadtclubs gemeinsam mit befreundeten Anhängern des Karlsruher SC nach Auschwitz, um dort Workshops und Führungen durch das ehemalige Konzentrationslager zu machen. Dabei gedachten sie dem 75. Todestag von Horwitz und dem Karlsruher Nationalspieler Julius Hirsch.
Im Januar 2018 startete das Projekt in eine neue Runde: Nun wollen die Teilnehmenden die Geschichte des ehemaligen Vereinsmitglieds Eljasz Kaszke aufarbeiten, der im Konzentrationslager Sachsenhausen starb. "Auch er wird dadurch einen angemessenen Platz in unserer Vereinshistorie erhalten. Das ist von enormem Wert für den Verein", so Röleke, die auch an diesem Projekt beteiligt ist.