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Lausitzer Rundschau: CSU verabschiedet Steuerkonzept: Spendieren statt sanieren

Cottbus (ots)

Da sage noch einer, die CSU leide an
bundespolitischer Schwindsucht. Ihr famoses Steuersenkungsprogramm 
ist, was die öffentliche Aufmerksamkeit angeht, nur schwer zu 
übertreffen. Dabei macht es sich zu einfach, wer den Vorstoß 
lediglich als Wahlkampf-Gag verspottet wie die SPD. Genauso wie der 
Ruf von Jürgen Rüttgers nach einem Aufschlag für Niedrigrenten die 
Gefühlslage großer Teile der Bevölkerung berührt, sprechen die 
CSU-Pläne insbesondere der Mittelschicht aus dem Herzen.
Gerade erst hat eine Studie herausgefunden, dass Millionen 
Normalverdienern im Land der soziale Abstieg droht. Und zwar auch 
deshalb, weil vom Brutto immer weniger Netto bleibt. Eine Erklärung 
dafür ist die Tatsache, dass der Staat an jeder Lohnerhöhung über 
einen stärkeren fiskalischen Zugriff mitverdient. Nur ein Beispiel: 
Für den mühsam erkämpften Gehaltssprung von elf Prozent bei den 
Lokführern nimmt auch deren Steuerlast um durchschnittlich 18 Prozent
zu. Mit einer spürbaren Abflachung des Tarifverlaufs will die CSU den
schnellen Rutsch in eine höhere Steuerklasse verhindern. Das ist 
sozial gerecht und auch konjunkturpolitisch geboten. Denn wenn die 
Exportindustrie wegen des starken Euro an Dynamik verliert, muss die 
Binnennachfrage das Defizit beim Wachstum ausgleichen. Selbst 
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hat das Problem schleichender 
Steuererhöhungen bereits erkannt, ohne freilich zu sagen, wie man es 
lösen könnte. Dass die Bundesregierung alle Gebotszeichen für eine 
Steuerreform ignoriert, ist denn auch ihre größte politische 
Schwachstelle.
 Eine echte Alternative bietet der fiskalische Neuansatz der CSU 
trotzdem nicht. Die Partei verschwendet nämlich keinen Gedanken 
daran, woher das Geld für all die Entlastungen bis hin zur 
Wiedereinführung der alten Pendlerpauschale kommen soll. Die CSU will
es allen recht machen. Aber das hat in der Politik noch nie geklappt.
Gegenrechnen bringe doch nur Ärger, und die Entlastungen würden nicht
mehr wahrgenommen, sagt Erwin Huber. Populistischer hätte es die 
Linkspartei auch nicht formulieren können. Mit dieser Haltung macht 
es die CSU den politischen Kritikern leicht. Das umso mehr, als die 
Christsozialen indirekt sogar den Bestand der Großen Koalition in 
Zweifel ziehen. Die Kanzlerin hat nach wie vor das Ziel, 2011 einen 
Bundeshaushalt zu stemmen, der erstmals seit Jahrzehnten ohne neue 
Schulden auskommt. Es ist das einzige Großprojekt, das Schwarz-Rot 
noch gemeinsam umtreibt. Durch die Wunschzettel mancher 
Kabinettskollegen, aber auch wegen der nicht mehr ganz so üppig 
sprudelnden Steuerquellen steht es bereits auf der Kippe. Der Plan 
der CSU würde dem Vorhaben den Rest geben. Daher auch die Distanz von
Merkels CDU. Fazit: Die Christsozialen haben zweifellos 
steuerpolitische Schlüsselfragen aufgeworfen, aber leider nur eine 
miserable Antwort gegeben und damit ihre Wähler für dumm verkauft.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
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