Lausitzer Rundschau: Anhaltende Studentenproteste gegen Mittelkürzungen
Cottbus (ots)
Die Berliner Studenten haben langen Atem. Seit mehr als einem Monat artikulieren sie in aller Öffentlichkeit ihren Protest gegen die vorgesehenen Kürzungen der Etats für die Hochschulen. Was sie vorbringen, muss einem rot-roten Senat und einer rot-grünen Bundesregierung, die soziale Feigenblättchen immer wieder mal zumindest verbal pflegen, die Schamröte in das Gesicht treiben. Immerhin haben sich die Proteste in andere Bundesländern ausgebreitet, und auch BTU-Studenten haben sich solidarisch erklärt. Der Vorwurf, dass die oft vor allem wegen haarsträubender Bedingungen verlängerten Studienzeiten in überfüllten Universitäten, mögliche Studiengebühren und Studienkonten vor allem sozial Schwache treffen, zielt den Regierenden in das Gewissen. Vielleicht trifft sie noch mehr die Art und Weise des studentischen Protestes. Da fließt doch ein bisschen 68er-Blut in den jungen Leuten. Ihre Aufmüpfigkeit und ihre Verweigerung, Politik- und Sparkonzepte ohne Hinterfragen von jenen zu übernehmen, die vor 35 Jahren selbst ihrer Vätergeneration eingeheizt haben, sind bemerkenswert. Vielleicht sind sie nicht so laut wie jene damals, dafür findiger in den Methoden, ihren Protest und ihre Fragen in die Öffentlichkeit zu bringen. Noch eines haben sie bisher jenen voraus: die Disziplin. Erstaunlich, welche Ruhe und Besonnenheit aus Frustration und Aufgeregtheit hervorgehen. Möglich, dass sich hier die Mentalitäten von 1968 West und 1989 Ost zusammengefunden haben. Was immer die Proteste bringen mögen, es muss einem um die Zukunft Angst werden, wenn Bildung und Wissenschaft so einen geringen Stellenwert wie gegenwärtig haben. Und es könnte einem die Angst mindern, wenn die Studenten ihr besonderes Praktikum in Sachen Staatsraison weiterführen und nicht vergessen, wenn sie später einmal Verantwortung tragen, in politischen Ämtern und anderswo.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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