Caritas-Präsident Neher zum Armutsbericht
Stärkere Armutsprävention erforderlich
Differenzierte Debatte muss nach Veröffentlichung des Berichts weitergehen
Berlin (ots)
"Wir müssen endlich die Menschen wahrnehmen, die hinter den heute vorgelegten Zahlen des Armuts- und Reichtumsberichts stehen", mahnt Caritas-Präsident Peter Neher angesichts der wachsenden Zahl von Armen in Deutschland.
Schon seit langem ist in den Armut bekämpfenden Diensten der Caritas eine wachsende Zahl von Menschen zu beobachten, die Rat und Hilfe brauchen. "Während früher der alleinstehende Obdachlose der typische Besucher unserer Tafeln war, sind es nun auch Familien, die zum Monatsende kommen", so Neher. "Suppenküchen sind keine Lösung." Langfristig muss es besser gelingen, die Spirale aus geringer Bildung und Arbeitslosigkeit zu durchbrechen, denn diese beiden Faktoren sind entscheidend für die Entstehung von Armut. Nur dann ist nachhaltig sichergestellt, dass mehr Menschen als heute aus eigener Kraft ein Einkommen erzielen und ihr Leben ohne Transferleistungen des Staates gestalten können. "Wir müssen stärker Armutsprävention im Blick haben", sagt Neher.
Aktuell sei erforderlich, beispielsweise die Regelsätze zu erhöhen, um die Preissteigerungen bei lebenswichtigen Gütern aufzufangen. Für Kinder müssen eigene und angemessene Regelsätze berechnet werden. Für die Menschen, die vom eigenen Einkommen ihrer Arbeit nicht leben können, sind Kombieinkommen und eine Entlastung von Sozialabgaben erforderlich.
"Wir müssen den Armutsbericht jetzt als Anlass nehmen, alles zu tun, um die materielle Situation von Menschen in Armut zu verbessern. Ebenso bedeutend ist aber, langfristig zu verhindern, dass Menschen in Armutssituationen kommen." Der Aufbau eines sozialen Arbeitsmarktes und der Ausbau der Kinderbetreuung für unter dreijährige sind entscheidende Schritte auf dem Weg dahin. "Jetzt gilt es auch, nach Veröffentlichung des Berichtes in eine seriöse Debatte einzutreten und das Thema über die Tagesaktualität hinaus gezielt und lösungsorientiert anzugehen", regt Neher an. Die Caritas trägt selbst mit zahlreichen Projekten dazu bei, Menschen die Hilfen zu geben, die sie für ein selbstverantwortliches Leben brauchen.
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