US-Zölle treffen auch Drittländer
Kreditversicherer Coface analysiert indirekte Effekte
Mainz (ots)
Mit ihren Importzöllen treffen die USA nicht nur direkt die betroffenen Handelspartner. Sie lösen auch indirekte Effekte aus. So gehen die Exporte von Drittländern in diese Länder zurück. Nach einer Berechnung des internationalen Kreditversicherers Coface bedeutet ein um 1 Prozent höherer Importzoll der USA durchschnittlich 0,5 Prozent weniger Exporte Dritter in die sanktionierten Länder. Besonders betroffen von diesem Effekt sind die Branchen Transport (-4,4%) und Maschinenbau (-3,7%).
In den letzten Jahren wurden deutlich mehr protektionistische Maßnahmen eingeführt als Regeln, die den freien Handel fördern. Im Vergleich zu 2010 gibt es heute weltweit zweieinhalb mal mehr protektionistische Bestimmungen als Erleichterungen. Allerdings steigt auch die Zahl regionaler Handelsabkommen. Sie sind offensichtlich das bevorzugte Instrument zum Abbau von Handelsschranken sowie zur Förderung von Freihandelsnetzwerken und multinationalen Produktionsketten.
Auffallend ist der Anstieg der Importzölle. Ihre Anwendung hat sich in neun Jahren verdoppelt. Mit Stand September 2018 waren 16 Prozent aller protektionistischen Maßnahmen Importzölle. 2009 betrug der Anteil nur acht Prozent. Wenig überraschend hat sich die Anwendung von Einfuhrzöllen zwischen 2016 und 2018 in den USA besonders beschleunigt. Der Anteil an allen Regeln hat sich von 5,4 Prozent auf 12,5 Prozent mehr als verdoppelt.
Der verstärkte Protektionismus, getrieben durch die US-Zollpolitik, erhöht das Risiko, dass auch zahlreiche Länder in den Beschaffungs- und Produktionsketten mit getroffen werden. So hat Coface analysiert, dass zusätzlich zu den direkten Effekten sich für 12 Branchen in 63 Ländern negative Auswirkungen auf deren Exporte ergeben. Erhöhen die USA die Zollschranke um ein Prozent für irgendein Land, führt das bei Ländern, die mit diesem sanktionierten Land in Geschäftsbeziehungen stehen, zu einem Rückgang der Exporte um durchschnittlich 0,46 Prozent - bei ansonsten unveränderten Parametern. Allein auf verarbeitende Sektoren bezogen betrüge der Effekt 0,6 Prozent.
"Die indirekten Auswirkungen auf die Exporte der Länder, die mit den von den US-Zöllen betroffenen Ländern handeln, sind erheblich. Wenn auch, was nicht überraschend ist, niedriger als die direkten Auswirkungen", kommentiert Coface-Chefvolkswirt Julien Marcilly. "Dies kann auch damit erklärt werden, dass manche Partnerländer ein Teil ihrer Exportprodukte in andere Lieferländer für die USA umleiten, die nicht von Zollschranken betroffen sind. So können Länder den Ansteckungseffekt abmildern."
Die indirekten Auswirkungen treffen besonders den Transport- und Verkehrssektor (inklusive der Automobilindustrie), der intensiv in komplexe Beschaffungs-, Produktions- und Handelsketten integriert ist. Ein um einem Prozentpunkt erhöhter Zoll für die Branchen führt nach Berechnungen von Coface zu einem durchschnittlichen Rückgang der Exporte des betroffenen Landes um 4,4 Prozent. Deutschland, Japan und die USA selbst sind indirekt am stärksten von den US-Zöllen für chinesische Automotive-Exporte betroffen, weil die Nachfrage in China nach Zulieferprodukten aus diesen Ländern sinkt. Auswirkungen spüren auch der Maschinenbau, Bergbau und die Holz-Papier-Branchen mit Rückgängen von zwei bis drei Prozent. Auf den Elektroniksektor (-1,4 Prozent) in Vietnam, Südkorea, Japan, Taiwan und Thailand wirken die US-Zölle auf Einfuhren chinesischer Telefone. Geringer sind die indirekten Auswirkungen für Lebensmittel und Metalle, Chemie und landwirtschaftliche Produkte.
Die ausführliche Analyse: www.coface.de
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