Paritätischer Wohlfahrtsverband
Paritätischer Wohlfahrtsverband: Gesundheitsreform verschlechtert Versorgung armer Menschen
Berlin (ots)
Die Gesundheitsreform verschlechtert auf drastische Weise die gesundheitliche Versorgung von Menschen, die von einer Behinderung, Suchterkrankung oder Obdachlosigkeit betroffen sind oder in einem Alten- bzw. Pflegeheim leben. Da sie nur wenig Geld haben, können viele sich schon jetzt - selbst bei Notfällen - nicht mehr den Gang zum Arzt leisten oder müssen auf notwendige Medikamente, Zahnersatz oder Brille verzichten.
In einer jetzt veröffentlichten Expertise stellt der Paritätische Wohlfahrtsverband fest, dass die Zuzahlungsregelungen und Eigenbeteiligungen im Rahmen des Gesundheitsmodernisierungsgesetzes zu einer massiven Verschlechterung der Gesundheitsversorgung von 414.000 Menschen geführt haben. "Dieser Misstand darf nicht länger hingenommen werden", betont Dr. Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen. "Armut ist ohnehin ein Gesundheitsrisiko, die Gesundheitsreform verschärft dies noch." Die Zuzahlungen von alten, behinderten, obdachlosen und suchtkranken Menschen haben eine Größenordnung von zirka 19,2 Millionen Euro. Dies sei eine enorme Summe, wenn man bedenke, dass die Krankenkassen sie ausgerechnet von jenen Menschen kassieren, die nur über ein kleines Taschengeld von zirka 80 Euro im Monat oder Sozialhilfe verfügen. Für die gesetzlichen Krankenkassen würde die Befreiung von den Zuzahlungen hingegen lediglich Mindereinahmen von 0,014 Prozentpunkten bedeuten. "Diese lassen sich leicht durch Einsparungen von Verwaltungskosten hereinholen, die mit der regelmäßigen jährlichen Prüfung von Belastungsgrenzen bei den Betroffenen verbunden sind", rechnet Schneider vor.
Der Paritätische fordert deshalb, die betroffenen Personengruppen völlig von der Zuzahlungspflicht zu befreien. Bis zu einer dafür notwendigen Änderung des Paragrafen 62 Abs. 2 im Sozialgesetzbuch V solle die Bundesregierung für eine praxistaugliche Ausgestaltung des jetzigen Rechts sorgen, so Schneider.
(Die Expertise des Paritätischen kann im Internet abgerufen werden unter: www.paritaet.org - Aktuelles - Stellungnahmen)
Pressekontakt:
Dr. Ulrich Schneider: mobil 0172/6704215
Joachim Hagelskamp: 0171/5395462
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