Paritätischer Wohlfahrtsverband
Paritätischer Wohlfahrtsverband warnt Clement: Jugendliche nicht in "Tagelöhner-Dasein" abschieben
Verband fordert gemeinsame Initiative für Ausbildung
Berlin (ots)
In einem offenen Brief hat der Paritätische Wohlfahrtsverband (DPWV) Wirtschaftsminister Clement davor gewarnt, tausende Jugendliche ohne Schulabschluss oder Ausbildung in ein "Tagelöhner-Dasein" abzuschieben. Die von der Bundesregierung geplanten Förderaktivitäten seien völlig unzureichend, um jungen Arbeitslosen für die Zukunft eine solide berufliche Perspektive zu geben, warnt der Verband. Erhielten die Betroffenen jetzt nicht die Chance, ihren Schulabschluss nachzuholen beziehungsweise eine Ausbildung zu absolvieren, trügen sie auch künftig ein erhöhtes Risiko, wiederholt arbeitslos zu werden oder trotz Arbeit auf ergänzende staatliche Unterstützung angewiesen zu sein.
Der DPWV fordert die Bundesregierung auf, die Bundesagentur für Arbeit, die Kommunalen Spitzenverbände und Organisationen, die benachteiligte Jugendliche fördern, an einen Tisch zu holen. In einer konzertierten Aktion müssten dringend nachhaltige Lösungen für das sich verfestigende Problem der Jugendarbeitslosigkeit erarbeitet werden.
Nach jüngst veröffentlichten Informationen des Wirtschaftsministeriums zur "Sozialen Situation junger Arbeitsloser in der Grundsicherung für Arbeitssuchende" hat jeder vierte jugendliche ALG-II-Empfänger keinen Schulabschluss; zwei Drittel der jüngeren Job-Center-Kunden sind ohne Berufsausbildung. Unberücksichtigt sind in dieser Darstellung laut DPWV jedoch massive Ost-West-Unterschiede. Nach aktuellen Statistiken der Bundesagentur für Arbeit sehe die soziale Situation Jugendlicher in Westdeutschland noch weitaus düsterer aus: In den alten Bundesländern ist demnach nahezu jeder dritte arbeitslose Jugendliche ohne Schulabschluss; zwei Drittel sind ohne Berufsabschluss. Bundesweit beziehen rund 70.000 Jugendliche ohne Schulabschluss und 200.000 junge Menschen ohne Berufsabschluss Leistungen der Grundsicherung für Arbeitssuchende.
Die Ankündigung des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit, die Vermittlung der Jugendlichen solle soweit optimiert werden, dass diese weniger als drei Monate arbeitslos bleiben, bezeichnet der Paritätische Wohlfahrtsverband als kontraproduktiv. "Wer jugendliche Schulabbrecher und Ungelernte ohne weitergehende Qualifizierung in irgendeine Arbeit vermittelt, nimmt die berufliche Existenz tausender Jugendlicher als Tagelöhner in Kauf", sagte Dr. Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Verbandes. Kurzfristige Vermittlungserfolge und Einspareffekte bei Leistungen nach dem SGB II würden mit langfristig negativen Folgen erkauft.
Der DPWV hält es für dringend geboten, gravierende Förderlücken im SGB II zu schließen. Förderangebote, die einen nachträglichen Erwerb des Schulabschlusses ermöglichen, seien derzeit nur in geringem und völlig unzureichendem Umfang vorhanden. Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen oder Arbeitsgelegenheiten, in deren Rahmen der Hauptschulabschluss nachgeholt werden könne, müssten dringend ausgebaut werden. Solche Förderangebote zu entwickeln und vorhandene Angebote zu erweitern, sollte zukünftige Aufgabe der Arbeitsgemeinschaften und optierenden Kommunen - in Kooperation mit den Jugendämtern - sein, fordert der Verband.
Die kurzfristige Vermittlung in irgendeine Arbeit dürfe auf keinen Fall weiterhin Priorität haben, warnt der DPWV. Die Bundesagentur für Arbeit müsse dringend ihre Vergabepraxis korrigieren, wonach die Vermittlung von Jugendlichen ohne Berufsausbildung in Arbeit Priorität vor der Vermittlung in eine Ausbildung habe.
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