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BERLINER MORGENPOST

Berliner Morgenpost: Berliner Morgenpost zu Daimler

Berlin (ots)

Daimler-Chef Zetsche hat einen miserablen
Zwischenbericht vorgelegt. Der Automobilkonzern hat in den ersten 
Monaten des Jahres noch schlechter abgeschnitten, als viele Analysten
befürchtet haben. Auch die düsteren Prognosen lassen nur einen 
Schluss zu: Die Stuttgarter werden lange brauchen, um sich zu 
erholen.
Schwer treffen Daimler und dessen Kernmarke Mercedes-Benz in dieser 
Jahrhundertkrise vor allem die geänderten Kundenwünsche. 
Normalerweise sind die Hersteller von Oberklasseautos und 
Luxusfahrzeugen nicht so stark von Konjunktur-Schwankungen betroffen.
Doch heute stehen kleine, kompakte, sparsame Autos in der Gunst der 
Verbraucher ganz oben - ein Segment, in dem Mercedes denkbar wenig zu
bieten hat.
Eine Trendwende ist nicht erkennbar. Daher ist Skepsis berechtigt, 
wenn das Unternehmen glaubt, es könne bereits im zweiten Halbjahr 
wieder aufwärts gehen.
Problematisch ist außerdem, dass das Unternehmen viel zu spät auf die
schlechten Verkaufszahlen Rückgänge reagiert hat und die Produktion 
erst drosselte als die Neuwagen-Halden überquollen. Heute sitzen die 
Stuttgarter auf Tausenden unverkaufter Autos. Fast widerborstig ist 
Daimler zudem beim gemeinsamen Einkauf mit Wettbewerbern wie BMW. 
Seit Monaten wird verhandelt. Ergebnisse sind kaum zu erkennen - aus 
Angst, dass der Wettbewerber zu viel über die eigene Technik erfahren
und die Marke Mercedes-Benz verwässert werden könnte. Dabei kann es 
sich Daimler gar nicht erlauben, auf die Möglichkeit zu verzichten, 
Milliarden durch Kooperationen zu sparen.
Auf die Beschäftigten kommen angesichts dieser Misere sehr harte 
Zeiten zu. Sie müssen auf Tariferhöhungen verzichten und deutliche 
Einbußen beim Lohn verkraften. Das scheint allerdings immer noch ein 
kleineres Übel zu sein, wenn man es mit dem "Core"-Programm 
vergleicht. Zu "Core" gehörte zwischen Frühjahr 2005 und Herbst 2007 
auch ein Abbau von 9700 Stellen in Deutschland durch Abfindungen und 
andere Maßnahmen.
Im Vergleich zu ihren Kollegen stehen die Daimler-Arbeiter übrigens 
trotz dieser Einschnitte noch auf der sichereren Seite. Die Opelaner 
in Bochum etwa müssen mehr denn je um ihren Arbeitsplatz fürchten. 
Und verglichen mit General Motors oder Chrysler in den USA herrschen 
in Deutschland geradezu paradiesische Zustände. Dort gibt es keine 
Zukunftssicherungsverträge, dort werden ganze Fabriken geschlossen, 
stehen Tausende Arbeiter auf der Straße.
Mit dem jetzt verabschiedeten Sparpaket sind die 
Daimler-Beschäftigten vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt - 
allerdings nur vorläufig. Denn die Vereinbarung zwischen Management 
und Betriebsrat kann Ende des Jahres gekündigt werden. Und sollte 
sich die Lage bis dahin nicht merklich gebessert haben, wird 
Konzernchef Zetsche um Entlassungen kaum noch herumkommen. Denn: Wer 
so sehr auf das automobile Spitzensegment konzentriert ist, kann gar 
nicht anders, als alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um die Kosten zu 
senken und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell

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