Berliner Morgenpost: Verdiente Anerkennung für Bundeswehrsoldaten
Berlin (ots)
Das neue "Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit" ist symbolhafter Ausdruck für den Wandel der deutschen Streitkräfte. Längst stehen sie nicht mehr allein vor Ort für die Landesverteidigung. Sie sind - ausschließlich im internationalen Verbund - zu einer Armee im Einsatz vor allem außerhalb der Landesgrenzen geworden. Damit hat sich das Risiko für die Soldaten dramatisch erhöht. Das Beispiel Afghanistan macht es besonders deutlich. Es kommt der Realität dort sehr nah, zumindest von einem kriegerischen Einsatz zu sprechen. Von den Soldaten und Soldatinnen am Hindukusch wird Professionalität, Mut und auch Tapferkeit erwartet. Zum Selbstverständnis des Soldatenberufs gehört darüber hinaus die Bereitschaft, auch das eigene Leben einzusetzen. Wer dieses in besonders tapferer Weise tut und damit selbstlos hilft, ist einer besonderen Ehrung würdig. Für Soldaten in aller Welt sind das Orden. Dem veränderten Auftrag gemäß, gilt das endlich auch für Deutschlands Soldaten. Dass die ersten Tapferkeitsauszeichnungen mit Ehrenkranz Unteroffizieren verliehen wurden, zeugt vom guten Gespür der militärischen Führung. Wer gegen die neue Auszeichnung als gefährliche Heldenverehrung oder Rückkehr zu unseliger Wehrmachtstradition polemisiert, ignoriert wissentlich, dass die Bundeswehr fest in der demokratischen Gesellschaft verankert ist. Zugleich löst er bei den Soldaten im Einsatz völliges Unverständnis aus. Sie fühlen sich keineswegs als Helden. Allerdings erwarten die Soldaten zu Recht, dass die Gesellschaft mehr als bislang respektiert, was sie für sie tun. Dies um so dringlicher, da die Lage in Afghanistan brisanter statt entspannter wird. Während die ersten Ehrenkreuze feierlich und zugleich öffentlichkeitswirksam verliehen wurden, will Verteidigungsminister Franz Josef Jung einer anderen Erwartung der Soldaten im afghanischen Einsatz auf eher vertraulich internem Dienstweg nachkommen. Angesichts der verschärften Lage sollen die Einsatzregeln für die Soldaten endlich den militärischen Erfordernissen und den Realitäten vor Ort angepasst werden. Durften sie bislang nur zur Selbstverteidigung schießen, also erst, wenn sie angegriffen wurden, soll es künftig erlaubt sein, als Erste das Feuer auf den Feind zu eröffnen. Eine überfällige Weisung. Die bislang verordnete Selbstfesselung ließ bei vielen Soldaten das Gefühl keimen, quasi zur Schlachtbank geführt zu werden. Die zunehmend respektierten Realitäten zwingen Minister Jung auch zu sprachlicher Anpassung. Er redet mittlerweile von "gefallenen" Soldaten. Auch davon, dass deutsche Soldaten in Feuergefechten "töten". Nur das Wort "Krieg" geht ihm nicht über die Lippen. Es würde die ablehnende Haltung der Deutschen gegenüber dem Afghanistan-Einsatz nicht nur weiter verstärken. Die Ausrufung des Krieges brächte auch gravierende juristische Probleme. Bis zur Frage, wer die Befehlsgewalt über die Bundeswehr übernimmt; nach dem Grundgesetz der Bundeskanzler. Kaum zu erwarten, dass sich Angela Merkel auch das noch antun will.
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