Genossenschaften wollen endlich bauen
Kommentar von Isabell Jürgens zu Berliner Genossenschaften
Berlin (ots)
Kurzform: Es darf nicht sein, dass aus rein ideologischen Gründen an der Maxime festgehalten wird, keine landeseigenen Grundstücke mehr aus der Hand zu geben. Viele Berliner würden liebend gern Genossenschaftler werden - lieber übrigens als Mieter bei einer landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft. Doch mangels Wohnungen herrscht bei den meisten Genossenschaften Aufnahmestopp, während die Landeseigenen zunehmend überfordert sind und immer mehr Neubauprojekte vor sich herschieben.
Der vollständige Kommentar:
Es ist schon ein alarmierendes Zeichen, wenn sich gemeinwohlorientierte Vermieter mehrfach an "ihren" zuständigen Senator wenden und monatelang keinerlei Reaktion auf ihre Problemanalyse und entsprechende Verbesserungsvorschläge erhalten. So ist es jetzt den in einem Bündnis zusammengeschlossenen "jungen Berliner Genossenschaften" ergangen, die bereits im Oktober und zuletzt kurz vor Weihnachten an Wohn-Senator Sebastian Scheel (Linke) geschrieben und Gesprächsbedarf über die gravierenden Hemmnisse beim genossenschaftlichen Wohnungsbau angemahnt hatten. Auf eine Antwort oder einen Gesprächstermin warten sie bislang vergeblich. Ein Antwortschreiben sei aber in Arbeit, heißt es auf Anfrage.
Zum Hintergrund: Die meisten der in dem Bündnis vertretenen 25 Genossenschaften kommen selbst aus der links-alternativen "Hausretter"-Szene. Bisher standen sie - anders als die "alten" Berliner Traditionsgenossenschaften seit ihrer Plakataktion gegen den Mietendeckel - bei den Linken nicht unter dem Generalverdacht, der Immobilienlobby das Wort zu reden. Mit ihren Mieten weit unter dem Berliner Durchschnitt und der weitgehenden Mitbestimmungsrechte für ihre Mitglieder sind die Genossenschaften - egal ob alt oder jung - ein gewichtiger Garant für soziales und sicheres Wohnen in der Stadt.
Wenn diese beklagen, die Regelungen zum Erbbaurecht würden die Bemühungen, die Neubaukosten und die damit verbundenen Mieten zu begrenzen, konterkarieren, sollte gerade ein Senat, der sich sozial gerechtes Wohnen auf die Fahnen geschrieben hat, aufmerksam zuhören.
Es darf nicht sein, dass aus rein ideologischen Gründen an der Maxime festgehalten wird, keine landeseigenen Grundstücke mehr aus der Hand zu geben. Viele Berliner würden liebend gern Genossenschaftler werden - lieber übrigens als Mieter bei einer landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft. Doch mangels Wohnungen herrscht bei den meisten Genossenschaften Aufnahmestopp, während die Landeseigenen zunehmend überfordert sind und immer mehr Neubauprojekte vor sich herschieben.
Wenn sich an dieser Politik nichts ändert, bleibt es dabei, dass Genossenschaften lediglich bei einigen wenigen Einzelprojekten zum Zuge kommen. Das Nachsehen haben die Berliner, die sicher und zu fairen Preisen wohnen wollen.
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