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Entlastung für alle Kliniken - Kommentar von Joachim Fahrun

Berlin (ots)

Nach fünf Wochen nervenaufreibender Streiks sei den Pflegekräften von Vivantes und der Charité der Jubel über die Tarifeinigung gegönnt. Künftig haben sie einen garantierten Anspruch auf Freizeitausgleich, wenn ihre Schichten unterbesetzt und deshalb noch stressiger sind als ohnehin schon.

Bessere Arbeitsbedingungen dürften dazu beitragen, dass die fast 50 Prozent Teilzeitkräfte ihre Stundenzahl erhöhen, dass aus dem Beruf geflohene Pflegeprofis in die Kliniken zurückkehren und andere länger durchhalten als die durchschnittlichen acht Jahre.

Kurz- und mittelfristig stellen die in der Republik einzigartigen "Entlastungstarifverträge" an Berlins landeseigenen Krankenhäusern aber eine enorme Herausforderung für die Klinikmanager dar. Um die Stationen so zu besetzten wie vereinbart, sind mehr als 2200 zusätzliche Fachkräfte nötig, die es derzeit auf dem Arbeitsmarkt nicht gibt. Schon heute sind Hunderte Stellen für Pflegekräfte unbesetzt.

Politik, Gesundheitswirtschaft und Krankenkassen müssen dafür sorgen, dass sich sehr schnell sehr viel mehr Menschen als bisher für eine Ausbildung in der Pflege entscheiden. Das wird Geld kosten, welches letztlich die Bürger als Versicherte oder Steuerzahler wird aufbringen müssen. Denn Profite, aus denen man zusätzliche Personalkosten aufbringen könnte, erwirtschaften Vivantes und Charité nicht.

Aber der Zug rollt. Andere Krankenhausträger innerhalb und außerhalb Berlins werden es sich nicht leisten können, ihre Leute auf Dauer schlechter zu behandeln als die beiden Berliner Großkonzerne. Es wird eine wesentliche Aufgabe einer neuen Bundesregierung sein, die Krankenhausfinanzierung so zu verändern, dass die in Berlin erstrittenen Verbesserungen zum Wohle des Personals und der Patienten überall umgesetzt werden können.

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