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BERLINER MORGENPOST

Berliner Morgenpost: Kommentar PDS

Berlin (ots)

Es gibt sie also noch: Die PDS, seit ihrer Schlappe
bei der Bundestagswahl 2002 klinisch tot, ist aus dem Koma erwacht.
Die Wahlen am Sonntag haben den in Berlin mitregierenden
Linkssozialisten neues Leben eingehaucht. Kein Wunder, dass der vor
einem Jahr als Retter ins oberste Parteiamt zurückgerufene Lothar
Bisky nun auch ein Comeback auf der bundespolitischen Bühne für
wahrscheinlicher hält. Recht mag er haben, sicher aber ist das nicht.
Denn im Westen tritt die Ostpartei weiter auf der Stelle. Was also
liegt da näher, als auf den Frust im angestammten Revier zu setzen?
Das ist am Sonntag gelungen. Falsch aber wäre es zu glauben, dass die
PDS einzig deshalb so deutlich in der Wählergunst habe zulegen
können, weil sie ihre Klientel zu mobilisieren versteht. Offenbar
kommt ihr auch zu Gute, dass sie derzeit in der Bundespolitik keine
Rolle spielt. Nur so kann die sozialistische Linke zum Auffangbecken
jenes Unmuts werden, der sich bei den Betroffenen von Gesundheits-
und Arbeitsreform, von Rentenkürzungen und Abgabenerhöhungen seit
Monaten aufgestaut hat. Dort aber, wo die PDS an Regierungen auf
Landesebene beteiligt ist, droht Ungemach. Weder in Berlin noch in
Mecklenburg-Vorpommern vermochte sie der Realität auf Dauer
auszuweichen. Was eben zur Folge hat, dass die Sympathiewerte in den
Keller rutschen. Nur noch sieben Prozent der Berliner trauen laut
einer jüngsten Morgenpost- Umfrage dem rot-roten Senat die Lösung der
Hauptstadt-Probleme zu. Würde jetzt gewählt, bekäme die PDS magere 13
Prozent und müsste sich hinter CDU, SPD sowie Grünen einreihen. Die
Lehre des Sonntags kann für sie also nur sein, noch etwas weiter auf
Distanz zur SPD zu gehen. Absetzen von der glück- und ratlosen
Volkspartei, die das im Osten schon nicht mehr ist. Das wird zwar die
Koalitionen in Berlin und Schwerin konfliktreicher machen, könnte bei
Urnengängen aber insgesamt für weiteren Aufwind sorgen. Am
19.September stehen in Brandenburg und Sachsen Landtagswahlen
an. Zu Recht kann die PDS auch dort bester Hoffnung sein. Wie in
Thüringen ist sie seit fünf Jahren in Sachsen zweitstärkste
politische Kraft. In Brandenburg, wo die SPD einst mit absoluter
Mehrheit regierte, könnte sie es erstmals werden. Gestern ging der
Brandenburger PDS-Landeschef auf Distanz zu den Sozialdemokraten.
Sicher ist sicher – bloß nicht festlegen.
ots-Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe:
http://www.presseportal.de/story.htx?firmaid=53614

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Telefon: 030/25910
Fax: 030/25913244

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