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WAZ: Bush und der Afghanistan-Einsatz - Die Verweigerung wird schwieriger - Leitartikel von Markus Günther

Essen (ots)

Dass George W. Bush die Forderung nach einem
Bundeswehr-Einsatz im Süden Afghanistans aufgegeben hat, hat nichts 
mit Altersmilde zu tun. Es ist das nüchterne und realistische 
Eingeständnis, dass man mit einem solchen Einsatz derzeit einfach 
nicht rechnen kann, weil es dafür in Deutschland keine Mehrheit gäbe 
- weder im Parlament noch in der Öffentlichkeit. Deshalb, und nur 
deshalb, sagt jetzt auch Bush, dass es keinen Sinne habe, von den 
Partnern etwas zu verlangen, "wozu sie politisch nicht in der Lage 
sind".
Es wäre falsch, dieses Eingeständnis als Sinneswandel der 
US-Regierung zu interpretieren, oder, noch unzutreffender, als Erfolg
der deutschen Diplomatie. Richtig ist, dass der Streit fürs Erste auf
Eis gelegt wird, weil alle Argumente ausgetauscht und alle 
politischen Tricks schon einmal versucht worden sind. In dieser 
Frage, das haben jetzt auch die Amerikaner verstanden, tut sich 
vorläufig gar nichts. Aber - und das ist in Deutschland vielleicht 
noch nicht richtig verstanden worden - es wird nicht lange dauern, 
bis das Thema wieder auf den Tisch kommt, und zwar mit denselben 
Forderungen und Vorhaltungen: Warum sollen Amerikaner und andere in 
einer gemeinsamen Nato-Mission allein in die umkämpften Regionen 
gehen, während sich Bündnispartner wie Deutschland dem gefährlicheren
Teil der Mission einfach verweigern?
Die USA werden 2009 einen neuen Präsidenten bekommen. Der wird 
nach Lage der Dinge John McCain, Barack Obama oder Hillary Clinton 
heißen. Gemeinsam haben alle drei, dass sie im Wahlkampf von 
Deutschland den Militäreinsatz im Süden Afghanistans gefordert haben.
Das werden sie auch als Präsident tun. Und dann wird es für 
Deutschland jedenfalls schwerer, diese Forderungen zurückzuweisen.
Denn Bush hat längst das Vertrauen verspielt, das nötig wäre, um 
die Nato-Partner von der Notwendigkeit des gefährlichen Einsatzes zu 
überzeugen. Der neue Präsident dagegen, wenn er es geschickt 
anstellt, kann mehr Unterstützung verlangen, wenn er seinerseits eine
engere und vertrauensvollere Zusammenarbeit mit den Europäern 
anbietet. Bush zu widersprechen, das ist am Ende seiner turbulenten 
Präsidentschaft fast schon Ehrensache für viele Europäer - zumal die 
eigene Öffentlichkeit es geradezu erwartet. Sich einem Präsidenten 
Obama oder McCain zu verweigern, der versuchen muss, die von Bush 
geerbten Kriege und Krisen irgendwie in den Griff zu bekommen, wird 
für die Europäer sehr viel schwieriger sein.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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