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WAZ: Kinderarbeit in Indien - An den Steinen klebt Blut - Leitartikel von Birgitta Stauber-Klein

Essen (ots)

Die Arbeit in vielen indischen Steinbrüchen ist an
sich schon menschenverachtend, wenn Schutzkleidung, Werkzeug und 
Maschinen fehlen, wenn Löhne gering, die Arbeitszeiten aber viel zu 
lang sind. Werden Kinder gezwungen, unter solchen Bedingungen zu 
arbeiten - etwa weil sie so die Schulden der Eltern abarbeiten - dann
ist die Spitze dessen erreicht, was Hilfsorganisationen als 
Ausbeutung von Kindern bezeichnen. Zumal viele Jungen und Mädchen 
durch die in Indien verbreitete Schuldknechtschaft noch nicht einmal 
dazu beitragen, das Familieneinkommen zu verbessern.
Dabei muss Kinderarbeit nicht zwangsläufig mit Ausbeutung 
einhergehen. Zum Beispiel, wenn ein regelmäßiger Schulbesuch 
gewährleistet ist und wenn Löhne und Arbeitsbedingungen fair sind. 
Unter solchen Umständen kann die Mitarbeit wohlbemerkt älterer Kinder
dafür sorgen, dass eine Familie nicht nur überleben, sondern sogar 
eins ihrer Kinder auf eine höhere Schule schicken kann. Bildung ist 
der entscheidende Weg aus der Armutsspirale. Und Armut ist nun einmal
der Nährboden für Kinderarbeit.
Die Zustände in vielen indischen Steinbrüchen mit "Kinderarbeit" zu 
beschreiben, ist allerdings eine Verharmlosung dessen, was einer 
Kinderversklavung gleicht. Genau dort setzt unsere Verantwortung ein,
auch wenn in Indien die Steine vor allem für den heimischen Markt 
abgebaut werden. Selbst der relativ kleine Exportanteil führt durch 
die riesigen Mengen an Steinen, die aus Indien kommen, dazu, dass 
Granit und Marmor, Sandstein und Schiefer aus deutschen Steinbrüchen 
einfach doppelt so teuer sind.
Andersherum: Was mal als Luxusgut galt, ist inzwischen für jedermann 
erschwinglich. Bestes Beispiel sind Küchenarbeitsplatten aus Granit, 
mit denen Küchenstudios wie Baumärkte kräftig werben. Durch den 
Preisverfall ist eine Nachfrage da, die es früher nicht gegeben hat.
Wie wohl an keinem von Kinderhänden gefertigten Produkt klebt soviel 
Blut wie an indischen Natursteinen. Deshalb gehören sie nicht auf 
Gräber, in Küchen, Gärten, auf öffentliche Plätze. Neben dieser 
Ächtung ist massiver politischer Druck wichtig, um Schwellenländer zu
zwingen, die ratifizierten Kinderrechte auch umzusetzen und das 
Verbot der ausbeuterischen Kinderarbeit zu überwachen. Die Initiative
eines Landesministers reicht als Drohgebärde nicht aus - so 
lobenswert Laumanns Vorstoß auch sein mag. Obendrein ist die 
Steinmetz-Innung ebenso gefragt wie es die Verbraucher und 
Einzelhändler sind. Und nicht zuletzt die Verantwortlichen in den 
Kommunen.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

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