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WAZ: Löw in der Kuranyi-Falle. Kommentar von Reinhard Schüssler

Essen (ots)

Die Aufforderung aus der Schalker Fan-Kurve war
unmissverständlich: "Jogi, mach die Augen auf." Aber weil es -  was 
im Tagesgeschäft Fußball nicht schlecht sein muss - seiner 
Philosophie widerspricht, sich von Volkes Stimme beeinflussen zu 
lassen, zeigte sich der Bundestrainer von den 
Pro-Kuranyi-Sprechchören unbeeindruckt. Noch.
Denn dass der öffentliche Druck auf Joachim Löw mit jedem Tor, das
der vor eineinhalb Jahren aus der Nationalmannschaft verbannte Kevin 
Kuranyi schießt, größer wird, ist unstrittig. Löw wird nicht  darum 
herumkommen, sich mit Fragen wie diesen auseinanderzusetzen: Wie weit
darf Prinzipientreue gehen? Ist der Punkt erreicht, an dem es der 
Sache dient, über den eigenen Schatten zu springen?
Die Falle, in der er jetzt steckt, hat sich der Bundestrainer 
selbst gestellt, indem er nach Kuranyis "Fahnenflucht" aus dem 
Quartier der Nationalmannschaft die Höchststrafe verhängte. Klar, der
Stürmer hatte gegen eine elementare Regel verstoßen, und Löws Sorge 
um einen Autoritätsverlust bei einer wachsweichen Reaktion ist 
nachvollziehbar. Ob allerdings "lebenslänglich" nötig war, bleibt 
ebenso diskussionswürdig wie die Frage, ob die lediglich mit einer 
Rüge geahndete Watschen eines Teamkameraden (Lukas Podolski gegen 
Michael Ballack) ein harmloseres Vergehen ist.
Schon einmal ist Löw angesichts öffentlichen Drucks standhaft - 
oder soll man sagen: stur? - geblieben. Vor dem entscheidenden 
WM-Qualifikationsspiel in Russland hatte "Bild" nach der 
Nichtnominierung des seinerzeit treffsichersten Bundesliga-Schützen, 
Stefan Kießling, gefragt: "Jogi, können wir uns wirklich leisten, den
Besten zuhause zu lassen?" Löw setzte auf Klose - und gewann ...
Auch für die WM gilt: Ob Löws  Verhalten am Ende als 
Prinzipienreiterei oder Linientreue bzw. -  im Falle eines Einlenkens
-  als Umfallen oder Zeichen von Größe bewertet wird, hängt vom 
Ergebnis ab. Dieses wiederum bestimmt die Konsequenzen für den 
Bundestrainer und für sonst keinen. Deshalb haben Fans wie 
Journalisten seine Entscheidung zu respektieren.

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Telefon: 0201 / 804-6528
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