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WAZ: Die USA, der Irak und ein böser Verdacht: Ganz normaler Wahnsinn - Leitartikel von Uwe Knüpfer
Essen (ots)
Die Entführung, Freilassung und Verletzung der italienischen Journalistin Giuliana Sgrena: dies ist eine Geschichte, von der man gerne glauben würde, ein Drehbuchautor habe sie erfunden. Zumal sie von so vielen Fragen durchwoben ist, dass reichlich Platz bleibt, die Phantasie zu bemühen. Frau Sgrena selbst, aber auch viele ihrer Landsleute und sicher nicht wenige Deutsche sind nur allzu bereit, die zentrale Schurkenrolle in diesem Stück mit den Amerikanern zu besetzen. Die US-Regierung muss sich ernsthaft fragen, wie es dazu hat kommen können - in, immerhin, befreundeten Staaten. Wer hat Frau Sgrena entführt? Warum kam sie wieder frei? Wurde Lösegeld gezahlt? Welche Kontakte hatte der italienische Geheimdienst zur US-Besatzungsmacht? Wer hat den GIs befohlen, auf Frau Sgrenas Wagen zu schießen? Wie schnell ist der Wagen gefahren? All diese Fragen werden hoffentlich mit der Zeit beantwortet werden. Das hindert einen Teil der Öffentlichkeit jedoch nicht daran, es schon jetzt für mindestens möglich zu halten, dass die USA Frau Sgrena haben töten wollen. Es sollte uns - und die Regierung in Washington erst recht - erschrecken, dass dieser ungeheuerliche Vorwurf von vielen Menschen offenbar für durchaus glaubhaft gehalten wird. Dass die Journalistin selbst diesem Verdacht Nahrung gibt, ist dabei noch am ehesten zu verstehen. Giuliana Sgrena hat Todesängste ausgestanden, dann ist ihr Befreier vor ihren Augen gestorben: dass mit ihrer Phantasie die Pferde durchgehen, ist zu begreifen. Das Geiseldrama ereignete sich, während in Palästina und im Libanon die harte Politik der USA Früchte zu tragen beginnt. Doch Washingtons Versuch, dem Nahen Osten mit Gewalt Frieden und Demokratie zu bringen, wird keinen Erfolg haben, wenn die Mehrheit der Menschen dort bereit ist, Amerika im Zweifel für eine Macht des Bösen zu halten.
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