Deutscher Philologenverband e.V.
Abschneiden deutscher Schüler bei PISA 2003 im Rahmen der Prognosen Meidinger: Großer Sprung nach vorn war noch nicht zu erwarten - Ergebnisse weisen aber durchaus positiv in die Zukunft
Berlin (ots)
Das Abschneiden der deutschen Schulen bei der Folgeuntersuchung PISA 2003 bewegt sich nach Einschätzung des Deutschen Philologenverbandes (DPhV) im Rahmen der Erwartungen. Niemand habe davon ausgehen dürfen, dass innerhalb von nur drei Jahren ein großer Sprung nach oben auf der Rangskala der Industrieländer erfolgen könne, sagte Verbandsvorsitzender Heinz-Peter Meidinger am 22. November in Berlin mit Blick auf Vorabmeldungen der Deutschen Presseagentur zu den PISA 2003-Ergebnissen. Meidinger wörtlich: "Viele Reformmaßnahmen, die in der Folge der letzten PISA-Untersuchung beschlossen wurden - wie etwa die Bildungsstandards und die Vergleichsarbeiten - befinden sich jetzt erst in der Umsetzungsphase und konnten sich noch nicht auf PISA 2003 auswirken."
Als positiv wertet der DPhV-Vorsitzende, dass sich Deutschland trotzdem in allen drei Testbereichen gegenüber der letzten PISA- Untersuchung leicht verbessert habe, so etwa im Lesen um einen Rangplatz, in der Mathematik um drei und in den Naturwissenschaften sogar um vier Rangplätze. Das Gesamtergebnis liege mit über 500 Punkten nunmehr genau im Durchschnitt, während es das letzte Mal um 10 Punkte darunter gelegen habe.
"Die Ergebnisse weisen also positiv nach vorn. Trotzdem wird es noch vieler Anstrengungen bedürfen und sicher noch mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis Deutschland wieder in die Spitzengruppe der Industriestaaten vorrücken kann", betonte Meidinger.
Als völlig unsinnig bezeichnete es der DPhV-Vorsitzende, die Ergebnisse von PISA 2003 als Beweis für die mangelnde Konkurrenzfähigkeit des gegliederten Schulwesens in Deutschland zu werten. Zwar habe die Mehrzahl der Länder, die vor der Bundesrepublik rangierten, integrierte Schulsysteme, aber eben auch alle Länder, die hinter Deutschland stehen.
Die Tatsache, dass in Deutschland die soziale Herkunft stark die Schullaufbahn mitbestimme, dürfe auf Dauer nicht akzeptiert werden, betonte Meidinger. Dies sei allerdings keine Folge der Schulstruktur, sondern eine Konsequenz mangelnder Förderung von Schülern. Hier seien alle Bundesländer in der Bringschuld, die nötigen Finanzmittel und Ressourcen zur Verfügung zu stellen.
Heftige Kritik übte Meidinger daran, dass der Bundesländervergleich erst im September 2005 vorgelegt werden soll, obwohl nach Informationen des DPhV die entsprechenden Ergebnisse schon vorliegen und ausgewertet werden hätten können: "Dies ist unverständlich und skandalös, da erst der Bundesländervergleich zeigt, welche Länder ihre Hausaufgaben am besten gemacht haben und ob die Länder, die am konsequentesten auf ein gegliedertes Schulwesen setzen, wieder an der Spitze stehen."
Berlin, 22.11.2004
gez. Eva Hertzfeldt Pressesprecherin
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