Deutscher Philologenverband e.V.
Philologenverband befürchtet neuen Schulkampf in Deutschland
Berlin (ots)
Vor einem neuen, lähmenden Schulkampf in Deutschland warnt der Deutsche Philologenverband (DPhV). "Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass in der Bundesrepublik in den nächsten Jahren eine harte Auseinandersetzung um Schulstrukturen und die Abschaffung des gegliederten Schulwesens bevorsteht", sagte der DPhV-Vorsitzende Heinz-Peter Meidinger am 4. Mai 2006 vor Journalisten in Berlin.
Insbesondere bei der PDS, bei den Grünen, aber auch Teilen der SPD bestehe die Bereitschaft, eine neue Kampagne für die Einführung der Gesamtschule vorzubereiten und zwar mit dem Ziel der Überführung aller Schularten in eine so genannte Gemeinschaftsschule. "Dies gefährdet den in der Kultusministerkonferenz mühsam gefundenen Konsens für die gemeinsam beschlossenen Nach-Pisa-Reformen, die konkret auf die Verbesserung der Unterrichtsqualität ausgerichtet sind. Die Debatte um Schulstrukturen hat in den 60er, 70er und auch noch 80er Jahren wirksame innere Schulreformen verhindert und trägt so auch Mitschuld an einem Teil der vorhandenen Defizite", warnte Meidinger.
Das Beispiel Finnland verdecke, so der DPhV-Vorsitzende weiter, dass auch alle Länder, die bei PISA im internationalen Vergleich am schlechtesten abgeschnitten haben, integrierte Schulsysteme haben. Dagegen haben in Deutschland die Bundesländer mit deutlich gegliederten Schularten weitaus besser abgeschnitten.
Ausbau der Hauptschule zu einer echten "Berufsförderschule" notwendig
"Es ist eine Illusion zu glauben, die Probleme der Hauptschüler könnten durch eine Abschaffung der Hauptschulen gelöst werden", betonte der Philologenchef. "Gerade an den Gesamtschulen in Frankreich und den USA eskaliert das Gewaltproblem - und zwar radikaler als in Deutschland. Wir brauchen eine Ausstattung und einen Umbau der Hauptschule in Brennpunktgebieten zu einer echten 'Berufsförderschule', die Jugendliche frühzeitig in Kontakt zur Berufswelt bringt und ihre Eingliederung in das Berufsleben kontinuierlich vorbereitet. Wir müssen die Hauptschule endlich so ausstatten, dass sie ihre Aufgaben auch erfüllen kann." Heftige Kritik übte Meidinger an einem Teil der Unternehmer, die schon seit Jahren Hauptschülern den Zugang zu ihren Lehrstellen verwehrten.
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