Saarbrücker Zeitung: Kuhn attackiert Trittin wegen Kritik an grüner Marktwirtschaft - Partei soll sich auch auf Koalition mit der Union einstellen
Saarbrücken (ots)
Im parteiinternen Streit um das künftige Profil der Grünen hat der Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Fritz Kuhn, die Kritik seines Stellvertreters, Jürgen Trittin, am Konzept einer grünen Marktwirtschaft scharf zurückgewiesen. Die Fraktion habe auf ihrer Klausur im September den Schwerpunkt "grüne Marktwirtschaft" beschlossen. "Das sollten alle bedenken, die jetzt auf der linken Seite herum nölen", sagte Kuhn der "Saarbrücker Zeitung" (Freitag-Ausgabe). Auch Jürgen Trittin habe das nicht abgelehnt. Er wolle dessen Äußerungen aber nicht überbewerten. "Vor Parteitagen wird der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Trittin schon mal leicht zum Schlechte-Laune-Jürgen", sagte Kuhn.
Trittin hatte das unter Federführung Kuhns entstandene Konzept als Marketing-Maßnahme eingestuft, in dem sich nur "grüne Allgemeinplätze" wieder fänden. Über das Papier wird auch ein Bundesparteitag der Grünen beraten, der Anfang Dezember in Köln stattfindet.
Zugleich empfahl Kuhn seiner Partei, sich auch auf ein Regierungsbündnis mit der Union einzustellen, um die große Koalition in Berlin abzulösen. "In spätestens drei Jahren gibt es verschiedene Möglichkeiten. Selbst eine schwarz-grüne Mehrheit ist nicht ausgeschlossen", so Kuhn. "Ob wir mit der Union dann tatsächlich regieren wollten, hängt von den Inhalten ab." Möglich sei aber auch, dass nur eine Drei-Parteien-Koalition über die nötige Mehrheit verfüge. "Davor können wir doch nicht die Augen verschließen", sagte Kuhn.
In der Opposition müsse man sich darauf vorbereiten, was nach der großen Koalition komme, erläuterte Kuhn. Dabei gebe es mit der Union nicht nur Schnittmengen, sondern auch massive Unterschiede wie etwa in der Umwelt- und Gesellschaftspolitik. "Wir brauchen eine offene inhaltliche Auseinandersetzung, ohne dabei künftige Regierungsbündnisse vorweg zu nehmen", meinte Kuhn.
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