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Neue OZ: Kommentar zu Franz Kafka

Osnabrück (ots)

Das ist wirklich kafkaesk
Das ist kafkaesk: Eine verarmte alte Dame kann ein Erbe nicht 
antreten, das sie reich machen würde. Und Literaturexperten streiten 
um ein Manuskript, als werde man damit eines Textes habhaft, der 
längst der Weltliteratur gehört.
Das Gezerre um die Blätter, die Franz Kafka in Prag einst 
beschrieb, gibt dem Autor im Nachhinein recht. Die wirkliche Welt hat
in der Tat eine surreale Kehrseite, die man ohne Weiteres auch für 
ihre Vorderansicht halten könnte. Der Streit um das 
"Prozess"-Original nimmt sich jetzt wie eine von Kafkas vertrackten 
Parabeln aus - er wirkt absolut unlösbar.
Dafür stehen die Ansprüche zu unversöhnlich gegeneinander. Seltsam
wirkt nur, dass Israel erst jetzt das kostbare Original 
zurückfordert. Dies hätte längst geschehen können. Erst der jüngste 
Erbfall scheint die Aufmerksamkeit neu auf Kafkas Schriften gelenkt 
zu haben. Einstweilen scheint das Marbacher Archiv über jeden Zweifel
erhaben. Dort kann das Manuskript ohnehin eingesehen werden. 
Abgesehen von Besitzansprüchen bleibt der literarische Text, was er 
ist - ortlos und zauberhaft allgegenwärtig.

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Telefon: 0541/310 207

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