Neue OZ: Kommentar zu Literatur
Auszeichnungen
Osnabrück (ots)
Mehr als nur Konfliktvermeidung
Mit dieser Wahl macht niemand etwas falsch. Und genau darum dürfte es auch gegangen sein bei der Entscheidung, Jürgen Habermas den Heinrich-Heine-Preis zuzuerkennen. Denn der einstige Vordenker der Linken ist aus dem Schatten seiner Lehrer und Überväter Horkheimer und Adorno längst herausgetreten. Habermas' Konzept vom herrschaftsfreien Diskurs lieferte das passgenaue Konzept einer Demokratie, die mehr auf Konsens als auf Konflikt setzt. Wer sollte also etwas gegen diesen Preisträger haben?
Breite Zustimmung ist Habermas sicher. Die Konflikte wie die um Preisträger Handke und Juror Kern verschwinden geradezu hinter der präsidialen Gestalt des Philosophen. Und doch markiert die Entscheidung für ihn mehr als eine Geste der Konfliktvermeidung. Denn Habermas hat in einer Vielzahl von Kontroversen seine Philosophie praktisch erprobt. Mit Erfolg übrigens. Und er hat Initiativen von Intellektuellen für Europa angestoßen. Das hat sonst kaum jemand zustande gebracht. Deshalb hat Habermas den Preis verdient.
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