Neue OZ: Kommentar zu Facebook-Fahndung der Polizei
Osnabrück (ots)
Besser bleiben lassen
Facebook spaltet. Für die einen ist es Alltag, für die anderen kein Netz-, sondern Teufelswerk. Dass die Polizei es stärker zur Fahndung nutzen möchte, löst also Unbehagen aus - und das berechtigt.
Auch wenn die Chancen auf der Hand liegen, sind die Nebenwirkungen beträchtlich. Schon jetzt lesen manche Nutzer nur die Hälfte eines Postings, haben nach dem ersten Wort bereits eine Meinung und geben sie kund. Rasch wird so ein Exhibitionist zum Kinderschänder, den man aufknüpfen sollte, oder ein trauriges Familiendrama mit ausländerfeindlichen Hetz-Tiraden zum Ehrenmord umgedeutet. Will die Polizei so etwas ernsthaft befördern? Oder auch, dass volle Namen online kursieren, unabhängig von der Schwere des Vorwurfs oder vom Nachweis einer Schuld?
Ferner: Was ist mit falschen Verdächtigungen? Und mit Verwechslungen, sei es aufseiten der Polizei oder der Surfer? Erste Fälle gibt es, in denen ein Betrüger online gesucht wurde und das Bild die falsche Person zeigte. Wer einmal versucht hat, Daten wieder aus dem Netz zu bekommen, weiß: Irgendwo kann ein Foto auch nach Jahren noch online stehen. Gleiches gilt, falls es vor Gericht einen Freispruch gegeben haben sollte.
Die Polizei braucht somit klare Regeln, um Facebook zu nutzen, und zwar so restriktiv wie möglich. Am besten ließe sie es ganz bleiben. Alles andere wäre falsch verstandene Modernität.
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