Westfalenpost: Unser Krieg? Begrenzter Einsatz in Afghanistan
Hagen (ots)
Von Winfried Dolderer
Wessen Krieg ist das in Afghanistan? Angefangen hat es einmal mit dem Bekenntnis zur "uneingeschränkten Solidarität" aus dem Munde des Kanzlers Schröder, eines Liebhabers markiger Begriffe. Vom Wehrminister Struck stammt die Weisheit, Deutschlands Sicherheit werde am Hindukusch verteidigt. Geglaubt hat das die Mehrheit der Deutschen nie. Das ist das Problem der zuständigen Politiker. Das zwingt zum Lavieren und verschämten Schönreden. Deswegen darf man in Deutschland nicht von Kampfeinsätzen sprechen. Wären wir überzeugt, dass Struck recht hatte und es am Hindukusch um unsere eigenen Interessen geht, dann hätte natürlich auch der US-Verteidigungsminister in seinem Brief an die Nato-Partner recht. Dann gäbe es für die Deutschen keinen Grund, sich im Kampf gegen die Taliban irgendwelche Beschränkungen aufzuerlegen. Dann müsste alles militärisch Erdenkliche geschehen, um den Sieg zu erringen. Das ist derzeit erkennbar nicht der Fall. Warum dennoch am Hindukusch ausharren? Weil andernfalls islamische Terroristen sich eines Sieges über den Westen rühmen könnten. Weil das Militärbündnis Nato weltweit diskreditiert wäre, wenn es in Afghanistan scheiterte. Weil die Taliban gegen Frauenrechte sind. Das sind ehrbare Argumente. Schwer zu entkräften zumal dann, wenn man wie die Mehrzahl der Deutschen und ihrer Politiker die Lage am Hindukusch aus dem Abstand von 5000 Kilometern betrachtet. Die Geschichte kennt Beispiele dafür, dass es oft eine Frage der Zeit und der Zahl der Verluste ist, bis solche Argumente an Kraft verlieren.
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