Neues Deutschland: zur Debatte um die Konjunktur in Deutschland
Berlin (ots)
Spüren Sie persönlich den wirtschaftlichen Aufschwung? Das fragte kürzlich die Financial Times Deutschland ihre Internet-Leser - und über 70 Prozent antworteten mit Nein. Sicher: Solche Umfragen sollte man nicht überbewerten. Dennoch spricht es für etwas, wenn sich selbst die mutmaßlich wohlsituierten und gebildeten Leser des Wirtschafts- und Finanzblattes nicht als Gewinner des vielzitierten »Booms« sehen. Schon während der als »Krise« apostrophierten Jahre vor 2006 war die Konjunktur gespalten: Der Export wuchs kräftig, während die inländische Nachfrage zeitweise sogar schrumpfte. Das hat sich nur halb geändert. Seit 2006 hat sich die Nachfrageseite zwar erholt; überwiegend war es aber die Nachfrage von Unternehmen nach Investitionsgütern, die für Impulse sorgte. Der private Konsum blieb auch 2006 zurück. Demnächst werde er aber »anspringen«, hieß es regelmäßig. Die Mehrwertsteuer wurde trotzdem erhöht. Auch jetzt ruhen die Hoffnungen des Ober-Sachverständigen Bert Rürup wieder auf dem Privatkonsum. Die Menschen hätten weniger Existenzangst, das werde den Konsum ankurbeln, glaubt auch die Dresdner Bank. Der Hoffnung kann man sich zwar anschließen - sie zu verwirklichen bedürfte es aber mehr als ein bisschen Küchenpsychologie. Man bräuchte eine Politik, die umverteilt - auch wenn dies wohl kaum bei zwei von drei FTD-Lesern auf Beifall stieße.
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