Neues Deutschland: zur Lage in Afghanistan
Berlin (ots)
Wie viele Lektionen benötigen angebliche Weltmächte noch, um zu erkennen: Afghanistan ist nicht einmal mit Krieg westlich zu befrieden?! Das, was britische Kolonialherren lernen mussten, was die Sowjetunion zum Preis von 15 000 Toten erfahren hat, ist offenbar zu kompliziert, um NATO-Hirne zu erreichen. Noch vor zwei Jahren hätte man hoffen können, dass die überlegenen Waffen siegreich sein werden. Doch bereits 2006 haben die Taliban die Entwicklung umgekehrt. Im Osten und Süden des Landes verdreifachte sich seither ihr Einflussgebiet. Die wachsende Anzahl von Selbstmord-Attentaten belegt, dass die Strategie der »Irakisierung« aufgeht. Es häufen sich Attacken auf Besatzer. Verheerendes erleben afghanische Militärs und Polizisten , so sie nicht davon- oder überlaufen. Selbst wenn deutsche Tornados weiter pro Tag ein Dutzend Einsätze fliegen, ein simples Rechenexperiment lässt die Sinnlosigkeit erahnen. Derzeit hat die NATO rund 40 000 Mann in Afghanistan, so viele wie zu heißesten Kosovo-Kampftagen. Nur: Die serbische Provinz ist 60 mal kleiner und viel übersichtlicher als das Land am Hindukusch. Als Gorbatschow abziehen ließ, belog er seine Landsleute wie afghanische Bundesgenossen mit einer Politik der »Nationalen Versöhnung«. Wie immer die NATO ihre Niederlage nennen wird, sie ist so gewiss wie das Elend, das danach noch brutalere Orgien feiert.
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