Neues Deutschland: Zu Castro
Berlin (ots)
Die Kubaner werden's mit karibischer Gelassenheit quittieren: Fidel Castro wird nicht mehr an die Spitze des operativen Regierungsgeschäfts zurückkehren. Er tritt mit 81 Jahren bald offiziell in den Unruhestand, um von dort als teilnehmender Beobachter und Berater weiter politischen Einfluss zu nehmen. Denn Ruhestand ist seine Sache sicher nicht. Damit wird dauerhaft, was nach seiner Operation im Sommer 2006 bereits als Übergangsphase verkündet wurde. Dass die Lage in Kuba sich deswegen verschlechtert hätte, behaupten nicht einmal die USA. Kuba ist relativ stabil. Die tiefe Wirtschaftskrise Anfang der 90er Jahre ist passé. Nicht zuletzt, dass Fidel Castro selbst schon Ende 2005 die Diskussion um die Zukunft des sozialistischen Systems in Kuba öffentlich angeregt hat, belegt dies. Und diese Diskussion findet inzwischen statt: Die Medien, allen voran die Zeitung der kommunistischen Jugend, Juventud Rebelde, prangern die Defizite vom öffentlichen Nahverkehr über die Mangelwirtschaft bis hin zum oft ignoranten Funktionärswesen inzwischen offen an. Alles Probleme, die die Generation nach den Castro-Brüdern zu lösen hat. Fidel und Raúl scheinen das genauso zu sehen. Der Zeitpunkt für Fidels Rückzug erfolgt gewissermaßen planmäßig vor den Parlamentswahlen im Januar. Der Rückzug auf Raten ist geglückt, auch wenn viele Herausforderungen bleiben.
Pressekontakt:
Neues Deutschland
Redaktion
Telefon: 030/293 90 715
Original-Content von: nd.DerTag / nd.DieWoche, übermittelt durch news aktuell