Neues Deutschland: zu den Turbulenzen in der CSU
Berlin (ots)
Was für ein stürmischer Herbst. Anfang September ging der altehrwürdigen Sozialdemokratie ihr Chef verlustig - zu Fall gebracht von den eigenen Leuten. Jetzt veranstaltet die CSU seit Tagen ein regelrechtes Schlachtfest und schickt nacheinander Parteichef, Generalsekretärin und Ministerpräsident in die Wüste. In der SPD beglich Franz Müntefering seine offene Rechnung mit Kurt Beck und wurde von dessen Vorgänger zum Nachfolger. In der CSU kühlte gestern Edmund Stoiber sein Mütchen und wohnte genüsslich dem freien Fall des einst für seinen Sturz mitverantwortlichen Günther Beckstein bei. Egal, ob nun der Politprofi Horst Seehofer mit der Unterstützung der mächtigen CSU-Landesgruppe in Berlin auch das Zepter in der Münchner Staatskanzlei übernimmt oder die Christsozialen einen ihrer farblosen Abgesandten von Huber und Becksteins Gnaden vorübergehend aktivieren - tröstlich ist nur, dass sie irgendwann alle einmal die Kabale der eigenen Parteifreunde ereilen wird. Zwischen Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine passte einst kein Blatt Papier - heut sind sie in herzlicher Abneigung verbunden. Helmut Kohl wurde von einem seiner Mädchen erst zur Strecke gebracht und dann beerbt. Und Christian Wulff, der die Kanzlerin einst förmlich auf Händen durch die CDU-Niederungen trug, lässt heute keine Gelegenheit aus, sie mit Nadelstichen zu verletzen. Herbst ist in der deutschen Politik seit Jahren schon. Und Intrigantenstadl sind keine bayerische Spezialität.
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