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Neues Deutschland: zur Lage in Bolivien

Berlin (ots)

Evo Morales hat die Königsetappe im
Neugründungsprozess Boliviens gewonnen: Mit dem Dreifachtriumph bei 
Präsidentschafts-, Parlaments- und Senatswahlen ist der Weg für die 
Konsolidierung seines Reformprojekts frei. Und das, nachdem das Land 
noch vor einem Jahr dem Bürgerkrieg entgegentrudelte und nur 
schmerzhafte Zugeständnisse von Morales und der Bewegung zum 
Sozialismus (MAS) an die alte Elite die Verabschiedung der Magna 
Charta überhaupt ermöglichten.
 Formell war die Neugründung Boliviens mit der Nationalisierung der 
Ressourcen, der Landreform und der neuen Verfassung schon Anfang 
Februar abgeschlossen. Erst nun aber hat Morales die Mehrheiten im 
Parlament und Senat, die es erlauben, den Prozess zu vertiefen. Die 
neue Verfassung, die den plurinationalen Charakter Boliviens erstmals
anerkennt, kann nun Realität werden. Quechua, Aymara, Guaranis, 
Mestizos, Weiße, Afrobolivianer - auf dem Papier haben alle die 
gleichen Rechte, in der Wirklichkeit gilt das noch lange nicht, der 
Weg dahin steht nun offen. Denn die alten Eliten sind seit der 
Wahlniederlage entscheidend geschwächt. Ein Putsch wie in Honduras 
ist in Bolivien unvorstellbar.
 Evo Morales kann den Umbau zu einer gerechteren Gesellschaft 
fortsetzen. Dass er dabei formal keine Rücksicht mehr auf die 
Opposition nehmen muss, ist Vorteil und möglicher Fallstrick 
zugleich. Morales ist sich dessen bewusst, hoffentlich auch seine mit
Recht ungeduldige Basis.

Pressekontakt:

Neues Deutschland
Redaktion / CvD

Telefon: 030/2978-1721

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