Neues Deutschland: zum Fluglotsenstreik
Berlin (ots)
Gibt es eine Einkommenshöhe, ab der Beschäftigte nicht mehr streiken dürfen? Blickt man auf täglich eingehende »Hintergrundberichte«, Studien und Pressemitteilungen, die detailliert die in der Tat hohen Einkünfte der Fluglotsen im internationalen Vergleich abbilden oder von »Luxusstreik« sprechen, drängt sich diese Frage auf. Es scheint fast, als fühlten sich viele Menschen bemüßigt, eine Position im aktuellen Tarifkampf in der Flugsicherung einzunehmen. So auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, der die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) scharf für den Streik kritisiert. Schließlich ist er der oberste Gesellschafter der bundeseigenen Deutschen Flugsicherung (DFS). Doch was sind die Fakten? Es geht zunächst nicht nur um Lohnforderungen der Lotsen. Sie machen ein Drittel der Beschäftigten der DFS aus. Und es geht auch nicht, schenkt man der GdF Glauben, um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, sondern um den Kampf gegen deren Verschlechterung. Das wiederum klingt allzu bekannt - aus vielen anderen Branchen. Und die Arbeitgeber? Sie werfen der GdF »Eskalation« und fehlende Verhandlungsbereitschaft vor, legen selber aber kein neues Angebot vor. Über einige Gewerkschaftsforderungen, die auch die Einflussmöglichkeiten der Beschäftigten im Unternehmen betreffen könnten, will die DFS nicht verhandeln; sie hat bislang aber auch nicht die Schlichtung angerufen, sondern versucht, den festgefahrenen Tarifkampf vom Arbeitsgericht lösen zu lassen. Das ist auch eine Strategie im Arbeitskampf, und zwar eine, die ebenso scharf kritisiert gehört - und nicht die vermeintlichen Luxusallüren der Fluglotsen. Das wiederum passiert nicht. Warum?
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