neues deutschland: Euro-Krise: Exit-Option¶
Berlin (ots)
Die beiden linken Ökonomen Heiner Flassbeck und Costas Lapavitsas zeigen die Option auf, dass Krisenstaaten wie Griechenland, Portugal oder Spanien den Euro verlassen und zurück ins Europäische Währungssystem wechseln könnten, um ihre dann wieder nationale Währung geordnet abzuwerten. Dieser »Exit« hätte auf schonende Weise einen vergleichbaren Effekt wie die brachialen Austeritäts- und Lohnkürzungsprogramme der Troika, welche die Staaten wettbewerbsfähig machen sollen. Doch kann die Exit-Rechnung aufgehen? Die südeuropäischen Länder exportieren ähnliche Güter. Werten sie gleichzeitig ab, wird dies zum Nullsummenspiel. Und das bei beträchtlichen Risiken einer importierten Mega-Inflation und von massiver Kapitalflucht. Ohnehin ist es die Frage, ob es aus linker Perspektive nicht besser wäre, das Merkel-Konzept des Wettbewerbsstaates in Frage zu stellen, statt es nur zu reformieren. Der von Linkspolitikern und Ökonomen aus mehreren EU-Ländern initiierte Aufruf »Europa geht anders« versucht genau dies. Ob es da besonders hilfreich ist, Fachdebatten über einen Euro-Exit anzustoßen, muss bezweifelt werden. Zumal, wenn Rechtspopulisten - wenngleich mit völlig anderen Intentionen - mit ähnlichen Parolen hausieren gehen. Die Alternative zum Wettbewerbsstaat wäre die Schaffung einer echten Transferunion, die auch den Wiederaufbau der Krisenländer zum Ziel haben müsste. Der (finanzielle) Schlüssel dafür läge in einer Umverteilung des gigantischen privaten Reichtums. Der Ruf danach wird europaweit lauter.
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