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Hertie School

Private und staatliche Hochschulen nähern sich an: 200 Teilnehmer debattierten auf dem Symposium des CHE und der Hertie School of Governance die Rolle der Hochschulen in Deutschland

Berlin (ots)

Während die staatlichen Hochschulen in den
zurückliegenden Jahren dank erweiterter Handlungsspielräume deutlich
innovativer geworden sind, orientieren sich die privaten Hochschulen
verstärkt an traditionellen universitären Handlungsmustern. Die
Unterschiede zwischen privaten und öffentlichen Hochschulen
schwinden. Vielmehr bewegen sich beide Sektoren mittlerweile im
selben Wettbewerbsfeld um Forschungsfördergelder, Studierende und
wissenschaftliche Reputation. Zu diesem Ergebnis kam eine Tagung,
welche gemeinsam vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) und der
Hertie School of Governance in Berlin durchgeführt wurde, und die
heute zu Ende ging. Rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem
Hochschulbereich, der Politik und Wirtschaft debattierten zwei Tage
lang die Frage: "Private Hochschulen in Deutschland - Reformmotor
oder Randerscheinung?".
Obwohl der Privathochschulbereich in Deutschland mit zahlreichen
Neugründungen in den zurückliegenden zehn Jahren einen wahren Boom
erlebt hat, ist er verglichen mit dem staatlich finanzierten Sektor
eher klein: Nur etwas mehr als zwei Prozent der insgesamt rund 1,8
Millionen Studierenden sind an privaten Hochschulen eingeschrieben.
"Was die Größe anbelangt, sind private Hochschulen definitiv
Randerscheinungen", so Michael Zürn, Akademischer Direktor der Hertie
School of Governance, "doch darin liegt gerade ihre Stärke. Durch
ihre Kleinheit sind private Hochschulen beweglicher und besitzen
aufgrund der Unabhängigkeit vom Staat auch mehr Handlungsfreiheiten".
Die Hertie School of Governance, vor zwei Jahren von der
Gemeinnützigen Hertie Stiftung gegründet, bietet selbst einen Master
of Public Policy-Studiengang an. Solche Privathochschulen seien auch
als "Reformhefe" für den öffentlichen Sektor zu verstehen. In der
Tat, betonte auch Heribert Meffert, Vorstandsvorsitzender der
Bertelsmann Stiftung und ehemaliger Rektor der Handelshochschule
Leipzig, seien in den 90er Jahren viele der Privathochschulen als
Reaktion auf den Stillstand in den staatlichen Hochschulen gegründet
worden. Doch inzwischen kämen auch die meisten Privathochschulen
nicht mehr ohne öffentliche Gelder aus und darüber hinaus sei das
Fächerspektrum der Privathochschulen begrenzt überwiegend auf die
Rechts-, Wirtschafts -und Sozialwissenschaften.
Die Vertreter der staatlichen Hochschulen machten deutlich, dass
sie die erweiterte Autonomie, welche ihnen die Länderministerien
inzwischen gewähren, offensiv nutzen. Dabei setzen sie auf Stärken
wie z.B. Fächervielfalt, Forschungsorientierung und eine gewachsene
akademische Tradition. Insbesondere die seit Jahrhunderten
bestehenden Universitäten, wie z.B. Heidelberg, haben es im Vergleich
zu den jungen, noch nicht etablierten Privathochschulen relativ
leicht, ihre Profilierung auf einem bereits bestehenden positiven
Image und einem eingeführten "Markennamen" aufzubauen. Insgesamt hat
sich sowohl in der Lehre als auch in der Forschung der staatlichen
Hochschulen viel getan. So sind eine Reihe innovativer Studiengänge
entstanden wie z.B. das Masterprogramm "Philosophy and Economics" der
Universität Bayreuth. Rainer Hegselmann, Professor für Philosophie,
schilderte, wie er aus einer Not(situation) eine Tugend machte, indem
er einen Magisterstudiengang, in dem praktisch niemand mehr
studierte, durch ein internationales und interdisziplinäres
Masterprogramm ersetzte, welches inzwischen hoch nachgefragt ist.
Dieter Lenzen, Präsident der Freien Universität Berlin, machte
deutlich, dass der Forschungstransfer sich inzwischen nicht nur
ausgeweitet hat sondern auch vielfältige Wege beschreitet. Neben
Firmenausgründungen (Spin Offs) und Auftragsforschung gibt es
inzwischen auch erste Ansätze zur Gründung gemeinsamer
Innovationsunternehmen zwischen Hochschulen und Privatwirtschaft.
Stephan A. Jansen von der Zeppelin University kritisierte dagegen
die strukturelle Benachteiligung privater Hochschulen in der
Forschung. "Für uns ist es ungleich schwerer an öffentliche
Fördergelder heranzukommen", meinte der mit 33 Jahren jüngste
Hochschulpräsident Deutschlands. Eine private Hochschule könne
mittelfristig nicht nur durch gute Lehrangebote bestehen sondern
müsse auch in der Forschung mithalten können. Für die Akkreditierung
seiner Hochschule in fünf Jahren hat sich Jansen das Ziel gesetzt
"zumindest so gut zu werden, wie eine kleine staatliche Universität".
Im Ergebnis nähern sich private und staatliche Hochschulen
allmählich also an. "In Zukunft wird es nicht mehr so sehr darauf
ankommen, welche Hochschule privat oder staatlich ist, sondern welche
Qualität sie in Forschung und Lehre bietet. Es entsteht eine
Leistungsspirale im Wettbwerb zwischen den privaten und staatlichen,
die nach oben führt", fasst Detlef Müller-Böling, Leiter des CHE, die
Veranstaltung zusammen.
Für Rückfragen:
Sigrun Nickel, (0172) 5717570,  sigrun.nickel@che.de
Ulrich Brömmling, (0177) 7851898,  broemmling@hertie-school.org

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