Mittelbayerische Zeitung: Schwere Lektionen
Kommentar zu den bayerischen Grünen
Regensburg (ots)
Die grüne Basis lässt sich nicht lenken: Das politische Männer-Trio aus Dieter Janecek, Toni Hofreiter und Ludwig Hartmann scheiterte beim Landesparteitag krachend mit dem zwar nicht offen propagierten, aber offensichtlichen Versuch, Markus Büchler als neuen Landeschef zu installieren. Die drei ehrgeizigen Parteistrategen werden sich davon nicht lange bremsen lassen. Ihr Ziel ist es, dass die Grünen 2017 im Bund und 2018 in Bayern in Regierungsverantwortung kommen. Janecek will zur größeren Schlagkraft grüne Realos mit den Parteilinken versöhnen - soeben hat er ein Wirtschaftspapier der beiden Flügel vorgelegt. Hofreiter hat die Rolle des stets kampfbereiten Haudraufs übernommen. Hartmann fungiert als Spürhund für Themen, die Wähler bewegen: Zuletzt war seine Anti-Fracking-Kampagne ein Treffer. Bemerkenswert, dass trotz strenger Frauenquote bei den bayerischen Grünen aktuell die Männer das Zepter in die Hand genommen haben. Ob und wie der neue Landeschef Eike Hallitzky in diese Konstellation passt, wird sich zeigen. Wenigstens in der Sehnsucht nach Regierungsverantwortung herrscht Einigkeit. Keine schlechte Basis, für den Moment. Die besten Ratschläge für Wahlerfolge kamen in Hirschaid allerdings nicht aus der Parteispitze, sondern von den grünen Landräten Wolfgang Rzehak und Marco Scherf: Sie verordneten eine Prise Demut, strengstes Fernhalten von unnützen Ideologiedebatten - und eine riesige Portion Pragmatismus. Denn was nützen die besten Konzepte, wenn es nicht gelingt, dafür Mehrheiten zu organisieren? Klingt einfach und gut, wird aber zum Härtetest. Krötenschlucken ist dann die Königsdisziplin. Winfried Kretschmann, grüner Ministerpräsident in Baden-Württemberg, lieferte dafür gerade in der Asyldebatte genügend Lehrmaterial.
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