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Tschiftdschjan (Zentralrat der Armenier): Veränderungen in der Türkei zu begrüßen
Theologe Goltz: "Gemeinsame deutsch-türkische Verantwortung" für Völkermord

Bonn (ots)

Bonn/Berlin, 13. April 2010 - Ischchan Tschiftdschjan
vom Zentralrat der Armenier in Deutschland sieht in der Türkei ein 
Umdenken in der Armenier-Frage, das aber noch nicht bis zur 
türkischen Regierung vorgedrungen sei. In der PHOENIX-RUNDE sagte 
Tschiftdschjan: "Es gibt seit fünf Jahren Veränderungen in der 
Türkei. Das ist zu begrüßen, aber andererseits muss man ganz deutlich
sagen, dass die türkische Regierung ihre Position bis heute überhaupt
nicht geändert hat. Die alte Leugner-Position der türkischen 
Regierung ist bis heute zu erleben. Das ist einfach entsetzlich." 
Tschiftdschjan erneuerte die Forderung, vor einer Annäherung zwischen
Türken und Armeniern, etwa durch eine gemeinsame 
Historikerkommission, müsse die Türkei den Völkermord an den 
Armeniern anerkennen. "Eine Historikerkommission kann nur dann 
anfangen, wenn alle Seiten von der Faktizität des Völkermordes 
ausgehen", so Tschiftdschjan.
Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in 
Deutschland, Bahattin Kaya, lehnt dagegen weiter die Verwendung des 
Begriffs "Völkermord" ab. "Wir sagen: Es soll einen Dialog geben", 
sagte Kaya in der PHOENIX-Sendung. Dieser Dialog müsse jedoch ohne 
Vorbedingungen aufgenommen werden. "Keiner sollte von Völkermord 
reden, sondern von 'Leiden' und 'Töten'", forderte Kaya. Es habe sich
um Maßnahmen im Rahmen eines Krieges gehandelt, die man mit dem 
damaligen "Zeitgeist" erklären könne. "Ob das richtig war, genug 
Sicherheitsmaßnahmen da waren, genug Transportmittel da waren, 
darüber muss man reden. Das ist etwas anderes als Völkermord", so 
Kaya.
Der Theologe Prof. Hermann Goltz von der Universität 
Halle-Wittenberg widersprach in der Sendung der Position der 
deutschen Bundesregierung, es handele sich um ein Problem, das 
Armenier und Türken untereinander ausmachen müssten. "Wir haben sehr 
viel damit zu tun", so Goltz. "Ich erinnere an das Jahr 1915, wo der 
deutsche Reichskanzler sagte: 'Wir brauchen die Türkei bis zum Ende 
des Krieges - gleichgültig, ob Armenier darüber zu Grunde gehen oder 
nicht.'" Türken und Deutsche müssten bereit sein, ihre "gemeinsame 
deutsch-türkische Verantwortung" wahrzunehmen und "dieses gewaltige 
Verbrechen in irgendeiner minimalen Weise wieder gutzumachen", 
forderte der Armenien-Forscher in der PHOENIX-Sendung.

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