Baring: Es steht schlecht um uns
Lösche: Depressiver Grauschleier
hat sich über das Land gelegt
Bonn/Berlin (ots)
Weiterhin pessimistisch sieht der Historiker Arnulf Baring die wirtschaftliche und soziale Lage in Deutschland. In der Berliner PHOENIX Runde erneuerte er am Mittwochabend seine Kritik an der Politik der Bundesregierung: "Es steht schlecht um uns. Die Deutschen nehmen in ihrer Mehrheit nicht wahr, dass die Entwicklung langsam und in diesem Jahr beschleunigt bergab geht." Das sei in der ausländischen Presse sehr viel deutlicher zu lesen. "Wir haben außenpolitisch wie innenpolitisch gewaltig an Gewicht verloren." Die Deutschen hätten sich zu sehr daran gewöhnt, dass dieser Staat unverwüstlich schien. Man müsse den Menschen sagen, dass es "eine schwierige Übergangsphase wird, bei der wir noch nicht wissen, wie wir durch sie hindurch kommen, aber dass wir am Ende von fünf bis sechs Jahren ein florierendes, tüchtiges, ausstrahlungsstarkes und in Europa geachtetes Land sein werden."
Für den Göttinger Politologen Peter Lösche ist das Hauptproblem "dieser depressive, negative, pessimistische Grauschleier, der sich über das Land gelegt hat". Er schränkte jedoch ein: "Wenn man hinter diesen Grauschleier schaut, dann sieht es gar nicht so elend aus." Ebenfalls in der Berliner PHOENIX Runde kritisierte Lösche, dass "unser politisches System fast so angelegt ist, als sei Reformfähigkeit abgeschafft. Politikstillstand ist das große Problem." Zudem seien die Parteien "verkalkt und überaltert", hätten nicht systematisch Nachwuchs hervorgerbacht und wüssten nicht genau, wohin es eigentlich gehen solle. "Die Schweiß-Blut-und-Tränen-Rede, die Schröder hätte halten müssen, hätte die große Chance gebracht", so Lösche in der PHOENIX Runde.
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