Frühere georgische Präsidentin Salome Surabischwili: Europa muss gegenüber den durch Russland gefährdeten Staaten mehr Verantwortung übernehmen
München, Bonn (ots)
Georgiens bisherige Präsidentin Salome Surabischwili, die die Rechtmäßigkeit der Parlamentswahl aus dem Oktober 2024 nicht anerkennt und Manipulationen vorwirft, hat angesichts des aggressiven Verhaltens Russlands gegenüber seinen Nachbarstaaten Europa aufgefordert, außenpolitisch mehr Verantwortung zu übernehmen. "Es ist klar, dass Europa aufstehen und seine Rolle wahrnehmen muss. Europa muss in der Region eine echte Macht darstellen", so Surabischwili am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz im Fernsehsender phoenix. Auch ihr Land stecke in einer schwierigen Situation, machte Surabischwili deutlich. "Man darf nicht akzeptieren, dass wegen einer gestohlenen Wahl und einer Stellvertreter-Regierung Georgien jetzt wieder unter russischen Einfluss gerät. Das wollten wir nie", so Surabischwili. Deshalb erhoffe sie sich ein stärkeres Engagement Europas für all jene Staaten, die durch das russische Auftreten gefährdet seien. "Bisher hat Europa nur wenig Instrumente, um Demokratien zu schützen - selbst, wenn sie gefährdet sind", so Surabischwili weiter bei phoenix.
Hinsichtlich einer von der neuen US-Regierung propagierten raschen Lösung des Ukraine-Krieges war Surabischwili zurückhaltend. "Es kann keinen dauerhaft gerechten Frieden ohne die Beteiligung des Landes geben, in das Russland vor fast drei Jahren einmarschiert ist", plädierte die bisherige georgische Präsidentin für eine Beteiligung der Ukraine an Gesprächen. Um die Region zu befrieden, sei unter anderem auch russische Einsicht notwendig. "Letztlich kann ein Frieden nur dann umgesetzt werden, wenn Russland einsieht, dass man nicht einfach Gebiete der Nachbarn besetzen kann."
Ende Dezember wurde Michail Kawelaschwili von der Regierungspartei "Georgischer Traum" zum Präsidenten vereidigt. Die prowestliche Salome Surabischwili, Oppositionsparteien und zivilgesellschaftliche Gruppen werfen der Regierung vor, die Wahlen manipuliert zu haben. Der Staatschef wird seit einer Verfassungsänderung 2017 nicht mehr vom Volk direkt gewählt, sondern von einer Wahlversammlung aus Parlamentsabgeordneten und Lokalpolitikern. Die Opposition boykottierte die Abstimmung. Surabischwili erklärte, den Präsidentensitz zwar zu verlassen, aber ihre Legitimität mitzunehmen.
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