Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Piratenpartei sieht sich auf einer Welle des Erfolgs Die Hemdsärmeligkeit kehrt zurück MATTHIAS BUNGEROTH
Bielefeld (ots)
Es war so etwas wie eine parlamentarische Revolution, als die Grünen am 6. März 1983 erstmals in den Deutschen Bundestag einzogen. Pullover statt Krawatten bestimmten die Szenerie unter den Abgeordneten, auf deren Pulten Blumen in Vasen standen. Auf Parteitagen fielen Delegierte nicht selten durch die Beschäftigung mit Strickstrümpfen auf. Mit der kleinen Piratenpartei ist die Hemdsärmeligkeit in die deutsche Politik zurückgekehrt. Parteichef Sebastian Nerz setzt vor den Augen der Journalisten seinen Fahrradhelm ab, bevor er ihnen Rede und Antwort zum jüngsten Coup steht. Politik zum Anfassen und mit absoluter Transparenz, das ist das Credo, mit dem die Piraten die Parteienlandschaft aufmischen. Die Strickstrümpfe von einst sind den Laptops von heute gewichen. Vernetzt zu sein ist wichtig bei den Piraten. So ist es der Partei ersten Analysen zufolge gelungen, auch junge Menschen zu den Wahlurnen zu bringen, die sich zuvor von der Parteiendemokratie verabschiedet hatten und einfach kein Kreuzchen auf dem Wahlzettel mehr machen wollten. Ein positives Verdienst der Piraten. Ob den Überraschungserfolgen der Gegenwart Nachhaltigkeit in der Zukunft beschieden sein wird, bleibt abzuwarten. Die irritierten Reaktionen der Platzhirsche in den Parlamenten zeigen jedenfalls, dass der Warnschuss nötig ist. Bürgernähe ist eine wichtige Leitlinie der politischen Arbeit, die lange viel zu sehr in den Hintergrund gedrängt wurde. Und: Den Grünen hat es nicht geschadet, dass auch sie anfangs mit nur einem Thema, der Ökologie, unterwegs waren. Doch nach den Feiern wird der Alltag auch für die Piraten hart werden. Kostprobe: Im Berliner Kulturausschuss forderten sie die Streichung der Subventionen von 39 Millionen Euro und damit die Schließung der Deutschen Oper in der Hauptstadt. Irren ist menschlich.
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