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BDI Bundesverband der Deutschen Industrie

BDI-Präsident Thumann zur BDI-Reformagenda für die zweite Hälfte der Legislaturperiode: "Wachstumsvorsorge treffen, Reformtempo erhöhen"

Berlin (ots)

"Die Bundesregierung muss jetzt Wachstumsvorsorge
treffen, indem sie den konjunkturellen Rückenwind für 
wirtschaftspolitische Strukturreformen nutzt." So fasste 
BDI-Präsident Jürgen R. Thumann die Erwartungen der Industrie an die 
Politik für die zweite Hälfte der Legislaturperiode zusammen. Thumann
warnte sowohl vor Leichtsinn angesichts der guten Konjunktur, als 
auch vor Stillstand aus wahltaktischen Überlegungen. "Bis gewählt 
wird, sind es noch zwei Jahre. Und zwei Jahre Stillstand können wir 
uns keinesfalls leisten. Darauf muss sich das Kabinett in Meseberg 
grundsätzlich verständigen."
Politischen Handlungsbedarf mahnte der BDI-Präsident für viele 
Bereiche an. "Für die Beschäftigung muss die weitere Senkung der 
Lohnzusatzkosten oberste Priorität haben", sagte Thumann. Das 
Instrument der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen sollte zudem  in der 
sprichwörtlichen Mottenkiste bleiben. "Ziel muss es doch sein, die 
Langzeitarbeitslosen in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren - und 
sie nicht in einen öffentlichen Beschäftigungssektor abzuschieben", 
so Thumann. Im Bildungssystem müsse viel mehr getan werden, um 
Jugendlichen zu einer soliden Grundlage für eine berufliche 
Qualifikation zu verhelfen. "Das ist auch eine Voraussetzung dafür, 
dass wir mit den Auswirkungen des demografischen Wandels fertig 
werden", so Thumann. Auch der Zuzug ausländischer Fachkräfte nach 
Deutschland müsse neben den Anstrengungen in der Aus- und 
Weiterbildung, bei der Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen in 
der Pflicht seien, erleichtert werden. Denn in einigen Branchen und 
Unternehmen gebe es schon heute einen Fachkräftemangel.
Bei der Reform der Erbschaftssteuer drohten neue Belastungen für 
die Unternehmen. "Die Politik muss ihr Versprechen, den 
Generationswechsel in Familienunternehmen zu schonen, einlösen", 
erklärte Thumann. Er würdigte die Satzsenkungen bei der 
Unternehmenssteuerreform. Zugleich kritisierte Thumann aber massiv 
die nunmehr durch den Entwurf der Rechtsverordnung präzisierten 
aktuellen Pläne der Bundesregierung Auslandsinvestitionen - sog. 
Funktionsverlagerungen - stärker zu besteuern. Durch die Erfassung 
von sog. Funktionsverdoppelungen, also rein zusätzlicher Investition 
im Ausland, würden international übliche Standards missachtet. Dies 
widerspreche der Intention des Gesetzgebers. "Doppelbesteuerungen für
zukünftige Investitionen sind unvermeidbar", betonte Thumann. 
"Dadurch würde das Ziel der Bundesregierung, Forschung und 
Entwicklung weiter zu fördern und den Standort Deutschland 
attraktiver zu machen, völlig konterkariert." Den Vorschlag von 
Bundesforschungsministerin Schavan, eine steuerliche 
Forschungsförderung einzuführen, begrüßte der BDI-Präsident indes als
"wichtig und richtig". Die Umsetzung dieser Pläne sollte unverzüglich
in Angriff genommen werden um mit anderen OECD-Ländern gleich zu 
ziehen.
Im Hinblick auf das von der Bundesregierung geplante integrierte 
Klima- und Energieprogramm forderte Thumann faire 
Wettbewerbsbedingungen für die deutsche Industrie, damit diese sich 
weiter auf den Weltmärkten behaupten könne. Für die Zeit nach 2012 
müsse unter allen Umständen ein Weg gefunden werden, auch die USA und
die anderen großen aufstrebenden Länder wie China, Indien und 
Brasilien in ein neues internationales Klimaabkommen einzubeziehen. 
Zu den einzelnen Regierungsvorschlägen werde der BDI sich noch 
äußern, sobald diese vorlägen. Thumann gab sich davon überzeugt, dass
es nur bei einem Miteinander von Politik und Wirtschaft gelingen 
werde, gesellschaftlich tragfähige Lösungsansätze zu verwirklichen. 
"Die Politik kann die technischen Probleme des Klimaschutzes nicht 
lösen. Der eigentliche Problemlöser sind die Industrie und ihre 
Dienstleister mit ihrem technologischen Potenzial."
In der Diskussion um Investitionsfreiheit und die so genannten 
Staatsfonds forderte Thumann von der Politik maßvolle Zurückhaltung 
bei der Einführung von Beschränkungsmöglichkeiten. "Ich bin 
grundsätzlich für Investitionsfreiheit und gegen protektionistische 
Maßnahmen. Eine Einschränkung der Investitionsfreiheit mag vor 
unerwünschten Investoren schützen, schreckt jedoch gleichzeitig 
potenzielle Investoren ab. Der Schutz vor ausländischen Staatsfonds 
darf nicht als Vorwand für eine willkürliche Diskriminierung 
ausländischer Investoren missbraucht werden." Sofern man aber zu der 
begründeten Auffassung gelange, dass Prüfungen bei 
Direktinvestitionen notwendig seien, sollten sie im Rahmen eines 
Anmeldesystems erfolgen und nicht einem Genehmigungsvorbehalt 
unterworfen werden. Im Übrigen müssten EU-weite Lösungen gefunden 
werden.
Thumann nannte die auf dem EU-US-Gipfel Ende April unterzeichnete 
Rahmenvereinbarung zur Vertiefung der transatlantischen 
Wirtschaftsintegration einen Erfolg. Wichtige Voraussetzung für die 
erfolgreiche Umsetzung der Initiative bleibe die enge Einbindung der 
Wirtschaft. "Die Bundesregierung sollte sich auch weiterhin in 
Brüssel und Washington dafür einsetzen, dass der Umsetzungsprozess 
aktiv fortgeführt wird." Die geplanten Auslandsreisen nach Asien und 
Afrika im zweiten Halbjahr wolle Thumann für die Wirtschaft nutzen. 
"Das ist eine hervorragende Gelegenheit, gemeinsam mit unseren 
Partnern wirtschaftlich relevante Themen wie Klimaschutz, Kooperation
in Hochtechnologiebereichen und Schutz geistigen Eigentums 
substanziell voranzutreiben", so der BDI-Präsident. "Das ist zugleich
ein Beitrag zur Sicherung von Arbeitsplätzen in Deutschland. Gerade 
dieser Aufschwung zeigt in aller Deutlichkeit, dass die 
Globalisierung deutschen Arbeitnehmern auch nützt."

Pressekontakt:

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BDI Bundesverband der Dt. Industrie
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Breite Straße 29
10178 Berlin
Tel.: 030 20 28 1450
Fax: 030 20 28 2450
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