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Deutscher Bauernverband (DBV)

EU zu Unrecht am Pranger wegen Baumwolle
DBV verwundert über Äußerungen der Bundesentwicklungsministerin in der FAZ

Berlin (ots)

Auf Verwunderung und Kopfschütteln sind beim
Deutschen Bauernverband (DBV) die Äußerungen von Bundesministerin
Heidemarie Wieczorek-Zeul gestoßen, die in der heutigen FAZ
erschienen sind. Danach soll die Ministerin den Abbau der
Baumwollsubventionen der Europäischen Union gefordert haben mit der
Begründung, "man könne nicht einerseits den Entwicklungsländern
Marktzutritt versprechen und dann genau bei den Produkten den Zugang
erschweren, in denen sie international wettbewerbsfähig seien".
Diese Äußerungen sind zumindest in Bezug auf die Europäische Union
unverständlich und falsch. Tatsächlich haben die Entwicklungsländer
keine Erschwernis bei Exporten von  Baumwolle in den europäischen
Markt. Bei Textilien gibt es derzeit jedoch noch Importquoten, die
jedoch zum 1.1.2005 aufgehoben werden. Die EU hat mit einer
Produktion von 1,4 Millionen Tonnen nur etwa einen Anteil von 3
Prozent an der weltweiten Baumwollproduktion. Mit einem
Selbstversorgungsgrad von rund 30 Prozent ist die EU weltgrößter
Importeur von Baumwolle und erlaubt ihren zollfreien Import. Gerade
die Entwicklungsländer haben auch über die speziellen Programme, die
die EU für die armen und unterentwickelten Länder geschaffen hat,
alle Möglichkeiten, Baumwolle nach Europa zu exportieren. Sie
konkurrieren dabei jedoch mit den USA und anderen Anbietern. Der
Weltmarktpreis für Baumwolle ist in den vergangenen Jahren erheblich
zurückgegangen, doch keineswegs wegen der EU-Agrarpolitik, sondern
weil die Textilindustrie Russlands als einer der bisher weltgrößten
Textilproduzenten und als traditionell großer Importeur von Baumwolle
zusammen gebrochen ist. Dies führt zu einem Überangebot von Baumwolle
auf dem Weltmarkt und zu einem Preisverfall.
In der EU wird Baumwolle nur in Griechenland, Spanien, Italien und
Portugal angebaut, und zwar in den Regionen, die zu den ärmsten der
EU gehören. Zu über 80 Prozent wird in der EU Baumwolle von Kleinst-
und Kleinbetrieben mit einer durchschnittlichen Fläche von rund 1,5
Hektar angebaut. Um diesen Kleinbauern, die Baumwolle in
strukturschwachen Regionen der EU anbauen, mit diesem Anbau überhaupt
eine landwirtschaftliche Existenz zu ermöglichen, fördert die EU die
europäischen Baumwollanbauer jährlich mit 700 Millionen Euro. Diese
Förderung dient also der Existenzsicherung und bedeutet keine
Behinderung des Marktzugangs für Importeure aus der Dritten Welt.
Störungen des Weltmarktes durch den extrem kleinen Weltmarktanteil
der EU werden auch nicht durch Exporterstattungen verursacht, da die
EU diese für Baumwolle nicht gewährt. Die Probleme, die unbestritten
viele Baumwollproduzenten in den Entwicklungsländern haben, können
somit nicht der EU-Agrar- oder - Handelspolitik angelastet werden,
stellt der DBV fest.

Pressekontakt:

Deutscher Bauernverband
Dr. Michael Lohse
Pressesprecher
Tel.: 030 / 319 04 240
e-mail: m.lohse@bauernverband.de

Original-Content von: Deutscher Bauernverband (DBV), übermittelt durch news aktuell

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