Unseriöse Anzeige der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft - DBV kritisiert Irreführung
Berlin (ots)
Der Deutsche Bauernverband (DBV) hat die heutige ganzseitige Anzeige der "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" zu "Agrarsubventionen" und einer angeblich verschwenderischen Agrarpolitik in den überregionalen Tageszeitungen als unseriöse und irrwitzige Idee sowie als Verdummung und Irreführung der Öffentlichkeit bezeichnet. Mit spektakulärem Motiv, das die Grenze des guten Geschmacks überschreitet, und mit irreführenden Botschaften, der sich der Deutsche Werberat annehmen sollte, will die Initiative anscheinend eine gesellschaftliche Debatte führen. Die Initiative wird derzeit von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie getragen. Medienberichten zufolge soll die 8 Millionen Euro teure Anzeigenkampagne mit dem Motiv eines auf einem Obstteller trapierten Spanferkels, dem 500-Euro-Scheine aus dem Maul quellen, wesentlich vom Arbeitgeberverband Metall finanziert worden sein. Dieser hat durch seine Tarifabschlüsse erst kürzlich, so der DBV, die Zukunftschancen der standortgebundenen Mittelständler untergraben, zu denen auch die Land- und Ernährungswirtschaft zählt, die 4,2 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland bietet.
Der in der Anzeige dargestellte Obstanbau und die Schweinehaltung erhalten in Deutschland und Europa überhaupt keine Subventionen, stellt der DBV klar. Im Gegenteil, der Schweinezyklus ist ein Beispiel für die Reaktion freier Märkte nach Angebot und Nachfrage, wie jeder Student spätestens im zweiten Semester Betriebs- und Volkswirtschaft weiß. Erst ab 2005 sollen diese Produktbereiche nach dem Gesetzentwurf von Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast finanzielle Förderung erhalten. Dies wird den Bauern in Deutschland als dauerhafte und verlässliche Zahlungen für die Landschaftspflege und die Erhaltung unserer vielseitigen Kulturlandschaft angepriesen.
Der DBV hat keinerlei Verständnis für die Irreführung der Öffentlichkeit mit einer solchen Anzeige. Die im Anzeigentext genannten 7 Milliarden Euro der EU gleichen noch nicht einmal 50 Prozent der Verbraucherpreissenkungen aus, die durch die Weltmarktöffnung der EU bei Nahrungsmitteln entstehen. Dauerniedrigpreise der Discounter haben die Einkommen hochmotivierter und investitionsfreudiger junger Landwirte unter das Einkommen von Sozialhilfeempfängern gedrückt. Diese Direkthilfen der EU werden auch damit begründet, wettbewerbswidrige Auflagen im Tier- , Natur- und Umweltschutz der Europäischen Union, ganz besonders aber Deutschlands, zu kompensieren. Nur so gelingt es, eine nachhaltige europäische Landwirtschaft im Wettbewerb zu halten gegenüber ausbeuterischen Agrargroßunternehmen in Nord- und Südamerika sowie Asien. Der Hinweis in der Anzeige auf "preiswertere Agrarprodukte aus Nicht-EU-Ländern" offenbart sogar, welchen Stellenwert die Mitglieder der Initiative dem Umwelt- und Tierschutz einräumen.
Auch die Tatsache wird verschwiegen, dass die nationalen Agrarsubventionen (5,45 Milliarden Euro) zu über 80 Prozent dadurch entstehen, dass strukturwandelbedingte alte Lasten in der Sozialpolitik abgedeckt werden müssen. Denn die meisten Kinder der Bauernfamilien zahlen infolge des Strukturwandels nicht mehr in das eigenständige agrarsoziale Sicherungssystem ein, sondern in das allgemeine Sozialversicherungssystem. Vom Bundesagrarhaushalt kommt noch nicht einmal ein Viertel über Investitionsförderung bei den landwirtschaftlichen Betrieben an.
Spanferkel-Essen mag ja bei weltfremden und jeglichem Wettbewerb entrückten Professoren und Managern von Großunternehmen, die Mitglied der Initiative sind, ganz interessant sein. Die um ihre Existenz kämpfenden Landwirte mit ihren großen Leistungen für die Gesellschaft, zum Beispiel in der Landschaftspflege, haben kein Verständnis für diese Werbekampagne. Versucht doch gerade die europäische und nationale Agrarpolitik der Landwirtschaft zu vermitteln, dass die Direktzahlungen an die Landwirte ein dauerhafter und verlässlicher Kompensationsschritt für die Weltmarktöffnung der Agrarmärkte darstellt. Der DBV empfiehlt den Unternehmern und den zahlreichen Beratern der Initiative der Neuen Sozialen Marktwirtschaft, an der Spitze der frühere Bundesbankpräsident Prof. Dr. Hans Tietmeyer, sich einmal bei landwirtschaftlichen Unternehmern über den knallharten Wettbewerb auf den Agrarmärkten zu informieren.
ots-Originaltext: Deutscher Bauernverband (DBV)
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