Schwerwiegend - Kommentar zur Reichsbürger-Razzia
Heidelberg (ots)
Es ist gerade ein Vierteljahr her, da lobten die Wehrbeauftragte und der KSK-Kommandeur den Reformprozess bei der umstrittenen Eliteeinheit. Mit dem "Dauerzweifeln" an deren Verfassungstreue müsse mal Schluss sein. Die gestrige Großrazzia wird die Zweifel wieder befeuern. Dass neben zwei ehemaligen auch ein aktiver KSK-Mann zu den Verdächtigen gehört, wirft die schwerwiegende Frage auf, wie ernsthaft die Neuorientierung der Truppe wirklich umgesetzt wurde. Zumal die verhinderten Verschwörer versuchten, weitere anzuwerben - ohne dass jemand Alarm schlug.
Für das Wort "Haltungsproblem" ist eine frühere Verteidigungsministerin viel gescholten worden. Ob es vielleicht doch eine Berechtigung hat, muss Gegenstand der strafrechtlichen, aber auch politischen Aufarbeitung des nun aufgeflogenen Falls sein.
Jedenfalls verdeutlicht er, dass die Reichsbürgerszene bei weitem nicht nur, wenn überhaupt, aus putzigen Spinnern mit einem Faible für Fantasieorden und -titel ist. Antidemokratische Gesinnung plus Verschwörungsglaube und Zugang zu Waffen, das ist eine brandgefährliche Mischung - und für das demokratische Zusammenleben die weitaus größere Herausforderung als Klimaaktivisten mit Sekundenkleber.
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