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Kölner Stadt-Anzeiger: Skandal um Ärzte-Manipulationen an Diagnosen weitet sich aus Hausärzteverband Nordrhein will Kassen mit "Notwehrmaßnahmen schmerzhaft treffen" AOK kündigt rechtliche Schritte an

Köln (ots)

Der Skandal um Manipulationen der Finanzströme aus
dem Gesund-heitsfonds weitet sich aus. Wie der "Kölner 
Stadt-Anzeiger" (Donnerstag-Ausgabe) berichtet, fordert der 
"Hausärzteverband Nordrhein" seine Mitglieder auf, die Versorgung der
Patienten einzuschränken, Hausbesuche bis auf dringlichste Fälle zu 
unterlassen und all jene Diagnosen auf ein Minimum zu beschränken, 
die den Krankenkassen hohe Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds 
bescheren. Ziel dieser "Notwehrmaßnahmen" sei es, Druck auf die 
Krankenkassen auszuüben und so zu Verträgen mit einer höheren 
Vergütung zu gelangen, heißt es in einem Rundschreiben des Verbands, 
das der Zeitung vorliegt.
Dem Text zufolge strebt der Verband Verträge mit den Kassen an, in 
denen anstelle des Regelvergütung von 35,68 pro Patient und Quartal 
ein Honorar von 80 Euro festgeschrieben werde. Um zu solch günstigen 
Vereinbarungen zu gelangen, wolle man "Krankenkassen, die mit uns den
richtigen Weg gehen, begünstigen und Verweigerer schmerzhaft 
treffen", heißt es in dem Schreiben. Kassenvertreter reagierten 
empört. "Es ist skandalös, dass Verteilungsprobleme
innerhalb der Ärzteschaft auf dem Rücken der Patienten ausgetragen 
werden ", sagte der Vorstandsvorsitzende der AOK Nordrhein/Hamburg, 
Wilfried Jacobs, der Zeitung und kündigte rechtliche Schritte an. 
"Wir werden das Vorgehen des verbandsgerichtlich prüfen lassen." Als 
politische Konsequenz müsse den Haus-ärzteverbänden die gesetzlich 
zugebilligte Verhandlungshoheit über Versorgungs-verträge mit den 
Krankenkassen wieder entzogen werden, forderte der AOK-Chef. 
Hintergrund: Seit Jahresbeginn sorgt der "morbiditätsorientierte 
Risikostruktur-ausgleich" (Morbi-RSA) dafür, dass Kassen für schwer 
kranke Patienten hohe Summen aus dem Gesundheitsfonds erhalten. Dazu 
muss der Arzt aber eine von
80 Krankheiten diagnostizieren, die für den Mittelzufluss über den 
Morbi-RSA maßgeblich sind. Insofern stellt ein koordiniertes 
Diagnoseverhalten der Ärzte ein Druckmittel gegen-über den Kassen 
dar, das so vom Gesetzgeber nicht beabsichtigt war. In Bayern hatte 
der Hausärzteverband seine Mitglieder aufgefordert, Diagnosen so zu 
manipulieren, dass besonders hohe Leistungen aus dem Gesundheitsfonds
fällig werden.

Pressekontakt:

Kölner Stadt-Anzeiger
Politik-Redaktion
Telefon: +49 (0221)224 2444
ksta-produktion@mds.de

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