Alle Storys
Folgen
Keine Story von IGES Institut GmbH mehr verpassen.

IGES Institut GmbH

IGES-Kongress: Gesundheitsreform gibt Wettbewerb und Innovationen keine Impulse

Berlin (ots)

Die jüngste Gesundheitsreform fördert den
Wettbewerb kaum und hat nur schwache innovative Wirkung. Zu diesem 
Resümee kommen Krankenkassen, Hersteller von Medizinprodukten und das
IGES Institut auf dem heutigen 5. IGES-Kongress: "Innovationen im 
Wettbewerb" in Berlin. Die Teilnehmer machten zwei Bereiche als 
Fortschrittsbremsen aus: der neue Spitzenverband als zentrales 
Selbstverwaltungsorgan der gesetzlichen Krankenkassen und die so 
genannte Ein-Prozent-Regel beim Gesundheitsfonds. Diese Klausel  
besagt, dass Krankenversicherte künftig maximal ein Prozent ihres 
Bruttoeinkommens für Zusatzbeiträge ihrer Krankenkasse ausgeben 
dürfen. Vor allem Kassen mit einkommensschwachen Mitgliedern könnten 
dadurch in eine finanzielle Krise geraten und würden alles tun, um 
ihre Ausgaben zu senken. "Das setzt bei den Krankenkassen einen 
Wettbewerb um Billigmedizin in Gang, der nicht zu verantworten wäre",
sagte IGES Direktor Prof. Dr. med. Bertram Häussler zu Beginn des 
Kongresses.
Der Bundesverband der Betriebskrankenkassen bemängelte einen 
zunehmend vereinheitlichten Leistungsrahmen der Krankenkassen. Dieser
Trend verhindere innovative und kundenorientierte Variationen der 
einzelnen Kassen. "Dabei wären unsere Versicherten gegebenenfalls 
auch bereit, für zusätzliche Leistungen die Mehrkosten zu tragen", 
sagte Dr. Robert Paquet, Leiter des Berliner Büros des BKK 
Bundesverbandes. "Die Reform verkürzt den Wettbewerb in vieler 
Hinsicht auf Kostendämpfung und erhöht damit die Gefahr von 
Qualitätsdumping und verdeckter Rationierung", so Paquet.
"Unter diesen Bedingungen ist echter Wettbewerb nicht möglich", 
sagte Prof. Dr. Norbert Klusen, Vorstandsvorsitzender der Techniker 
Krankenkasse (TK). Deutschland brauche nicht mehr Zentralismus, 
sondern einen Wettbewerb um die beste Gesundheitsversorgung. 
"Festgesetzte Preise - und nichts anderes sind Fonds und 
Ein-Prozent-Regel - haben noch nie Innovationen hervorgebracht. Das 
Gesundheitssystem ist ein Wachstumsmarkt, und daher braucht es 
Bedingungen, die medizinischen Fortschritt fördern. Denn es geht 
darum, für über 70 Millionen Versicherte den Zugang zu neuen 
Diagnose- und Therapieverfahren zu gewährleisten."
Im vergangen Jahr wurden in Deutschland 14.700 Patente aus der 
Medizintechnik angemeldet. Dies sei ein Beleg für die 
Innovationskraft der Branche, so Dr. Meinrad Lugan, 
Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Medizintechnologie e.V. 
(BVMed). Lugan sagte, es sei falsch, Innovationen lediglich unter dem
Kostenaspekt zu betrachten. "Wir müssen gemeinsam mit Krankenkassen 
und Anwendern gute Instrumentarien entwickeln, um die Nutzen- und 
Kosteneffekte über den Gesamtverlauf einer Behandlung oder Krankheit 
zu ermitteln", so der BVMed-Chef.
Dass sich Reformprozesse auch in anderen Wirtschaftssektoren 
kompliziert gestalten, zeigte IGES-Direktor Häussler mit einem 
Vergleich mit anderen Infrastrukturbereichen. Jedoch bringe die 
Deregulierung im Endeffekt den Kunden viele Vorteile: niedrigere 
Kosten bei gleichzeitiger Angebotserweiterung. Allerdings benötige 
eine gelungene Deregulierung zwei Voraussetzungen: Antitrust-Regeln 
und ausreichenden Verbraucherschutz. "Eine Liberalisierung unter 
diesen Aspekten könnte dem deutschen Gesundheitswesen mittelfristig 
nur gut tun", sagte Häussler.
Über den Innovationskongress: Zum fünften Mal in Folge hat das 
IGES Institut den "Kongress zum Fortschritt im Gesundheitswesen von 
morgen", so der vollständige Name, ausgerichtet. Die Techniker 
Krankenkasse, der BKK Bundesverband und der BVMed sind langjährige 
Mitveranstalter der Tagung, zu der in diesem Jahr rund 300 Teilnehmer
nach Berlin kamen. Der Kongress fragt nicht nur nach den ökonomischen
Folgen der Gesundheitsreform. Wissenschaftler und Praktiker stellten 
auch neue Möglichkeiten der besseren, innovativen Behandlung 
verbreiteter, schwerer Krankheiten vor. Alle Tagungsunterlagen sind 
abrufbar unter www.iges.de
Über das IGES Institut: Seit mehr als 20 Jahren forscht IGES zu 
gesundheits- und sozialpolitischen Fragestellungen. Das Spektrum 
reicht von gesundheitsökonomischen Aspekten bis hin zu allgemeinen 
Infrastrukturfragen. Alljährlich gibt das IGES Institut den 
Arzneimittel-Atlas heraus, eine Bestandsaufnahme und Analyse zum 
Arzneimittelverbrauch in der gesetzlichen Krankenversicherung.

Pressekontakt:

IGES Institut GmbH
Christine Brummer
Tel.: 030-2308090
Fax: 030-23080911
Mail presse@iges.de

Original-Content von: IGES Institut GmbH, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: IGES Institut GmbH
Weitere Storys: IGES Institut GmbH