Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Köhler: "Umweltschutz bringt Lebensqualität, Arbeitsplätze, Wirtschaftswachstum"
Mainz (ots)
Deutsche Bundesstiftung Umwelt verlieh zum zwölftenmal Deutschen Umweltpreis - Bundespräsident Köhler übergab heute Auszeichnungen
Der mit 500.000 Euro höchst dotierte Umweltpreis Europas ist zum zwölftenmal vergeben. Bundespräsident Horst Köhler überreichte heute in Mainz dem Pulheimer Unternehmer Alfred Heinrich Jung (49) und dem Hamburger Mikrobiologen Prof. Dr. Garabed Antranikian (53) den Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU, Osnabrück). "Wenn wir unser Land und unsere Welt zukunftsfähig gestalten wollen, brauchen wir Menschen wie Sie. Menschen, die mit Phantasie und Begeisterung, mit Engagement und Tatkraft unsere Zukunft in die Hand nehmen," betonte Deutschlands Staatsoberhaupt. Mit dem Preis würdigt die DBU die Leistungen zweier Umweltpioniere. Jung, Gründer und Chef der mittelständischen Firma Jungtec, erhält die Auszeichnung für innovative Dichtungen, durch die immense Umweltentlastungen möglich und Gesundheitsgefahren verringert werden. Antranikian, Leiter des Instituts für Technische Mikrobiologie der Technischen Universität Hamburg-Harburg, wird für seine Arbeit in der Weißen Biotechnologie ausgezeichnet. Durch sie können chemische Prozesse so umgestaltet werden, dass die Umwelt erheblich entlastet wird. Mit dem Ehrenpreis für ihr Lebenswerk wird Professor Dr. Hannelore (Loki) Schmidt (85, Hamburg) geehrt.
Damit Umweltschutz weiterhin für die Menschen wichtig bleibe, müsse deutlich gemacht werden, was er im Alltag konkret bringe, so der Bundespräsident: "Mehr Lebensqualität. Aber auch zukunftsfähige Arbeitsplätze. Wirtschaftswachstum, das nicht zu Lasten der Umwelt geht." Köhler sagte, für ihn sei Nachhaltigkeit "das Konzept der Zukunft, weil es eine Antwort darauf gibt, wie wir auch den kommenden Generationen - hier und anderswo in der Welt - ihre natürlichen, wirtschaftlichen und sozialen Lebensgrundlagen sichern helfen." In den Mittelpunkt sollten die Chancen nachhaltiger Entwicklung gerückt werden: "Es geht nicht um Verzicht, sondern um Gewinn. Nicht um Beschränkung, sondern um Verantwortung. Nicht um Gängelung, sondern um Freiheit", so Köhler.
Deutlich Stellung bezog der Bundespräsident zum Thema Umweltschutz und Wirtschaft. Es gebe Stimmen, "die angesichts hoher Arbeitslosigkeit, geringen Wirtschaftswachstums und eines globalen Wettbewerbs Umweltschutz als Belastung für den Standort Deutschland bezeichnen. Der längst überwunden geglaubte Gegensatz von Ökonomie und Ökologie scheint plötzlich wieder aufzuleben. Ich halte nichts von diesem Gegensatz", betonte er.
In seiner Laudatio auf die Preisträger unterstrich Uwe Leonhardt, Mitglied der Umweltpreis-Jury sowie Inhaber und Geschäftsführer der LG Thermo-Technologies im sächsischen Aue, Deutschland kranke an der noch fehlenden öffentlichen Akzeptanz für den Umbruch. Dieser sei aber dringend notwendig. Dabei komme den Unternehmern eine große gesellschaftliche Verantwortung zu. Sie müssten sich an die Spitze der Reformbewegung setzen und den Aufbruch durch Taten vorleben. Leonhardt: "Mit unserer Risikobereitschaft, aber auch unserem Mut und unserer Führungskraft können wir unseren Mitarbeitern und der Bevölkerung vermitteln, dass es sich lohnt, in Deutschland Arbeitsplätze zu schaffen." Diesem Führungsvorbild der mittelständischen Unternehmer müssten sich alle Schichten der Gesellschaft anschließen. Leonhardt: "Das Denken, das Handeln der Menschen in Deutschland muss sich verändern und der Prämisse folgen: Was ist das Beste für unsere Gesellschaft, für unsere Firma - und nicht, was ist das Beste für mich."
Der Preisträger Jung sei ein überzeugendes Beispiel dafür, dass es nicht einziges Ziel eines Unternehmens sei, ausschließlich Gewinn zu maximieren. Nachdem er habe mit ansehen müssen, wie zwei ihm nahe stehende Personen an Krebs gestorben seien, habe er sich selbstständig gemacht, um die Welt ein klein wenig zu verbessern. Mit einem revolutionären, zukunftsfähigen Produkt, das um ein Vielfaches wirksamer sei als die Konkurrenz, habe er sich dem Markt gestellt und sich im Wettbewerb behauptet. Seine einfachen Lösungen seien von großer ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit und bewiesen, dass der Schlüssel des Erfolgs produzierender Unternehmen darin liege, innovative Produkte zu entwickeln, die rentabel produzierbar und im Idealfall weltweit absetzbar seien.
Garabed Antranikian sei ein wahrhafter Pionier auf dem Gebiet der Weißen Biotechnologie. Er sei ein vorbildlicher moderner Gelehrter, der sich nicht in seinem Elfenbeinturm abzukapseln versuche, sondern den Dialog und die Verbindung mit der Wirtschaft suche und seine Projekte auf die industriellen Anwendungsmöglichkeiten zuschneide: "Ihre 106 in Kooperation mit der Wirtschaft erbrachten Patente sprechen für sich. Die edlen Stoffe, die Sie verwenden, sind Mikroorganismen und tierische Zellkulturen. Nicht nur entsprechen diese dem hier so oft angesprochenen Konzept der Nachhaltigkeit, sondern sie stellen auch noch eine öko-nomisch effizientere und überlegenere Alternative zu vielen chemischen Prozessen dar."
In Video-Grußbotschaften würdigten der Direktor des UN-Umweltprogramms (UNEP) und Umweltpreisträger von 2002, Prof. Dr. Klaus Töpfer, Hamburgs früherer Erster Bürgermeister Henning Voscherau, der Schriftsteller Siegfried Lenz und der Umweltpreisträger von 1999, Prof. Dr. Wilhelm Barthlott, das Engagement Loki Schmidts für den Naturschutz. Sie betonten, die Ehrenpreisträgerin sei keine Hobby-Botanikerin, sondern eine hochqualifizierte Fachkollegin. Lange vor der Internationalen Umweltkonferenz von Rio de Janeiro (1992) habe sie die biologische Artenvielfalt erforscht und wissenschaftliche Schutzkonzepte für gefährdete Pflanzen und Ökosysteme gefordert. Sie habe sich für die Bewahrung der Schöpfung eingesetzt und den Menschen einen Weg gezeigt, wie man einen Beitrag dazu leisten könne, die Natur für künftige Generationen zu erhalten.
Bundesumweltminister Jürgen Trittin betonte, Deutschland liege beim Handel mit Umweltschutzgütern weltweit auf Platz zwei. 1,3 Millionen Menschen hätten im Umweltschutz ihren festen Arbeitsplatz, die Zahl der Umweltunternehmen sei von 1997 bis 2001 von 1.000 auf 4.700 gewachsen. Zu diesem Erfolg habe auch die DBU beigetragen, die Unternehmen Anreize gebe, ihre Strategie auf der umweltgerechten Gestaltung von Produkten und Produktionsprozessen aufzubauen. Er sei überzeugt davon, betonte der Minister, dass der Markt der Umweltschutzgüter und -dienstleistungen zu den am stärksten wachsenden Wirtschaftsbereichen des 21. Jahrhunderts gehören werde.
Ambitionierte Umweltpolitik sei dafür die Voraussetzung, wie der Erfolg Deutschlands als größter Betreiber, Hersteller und Exporteur von Windkraftanlagen zeige. Gerade die erneuerbaren Energien hätten ein großes Potenzial. Wenn schon heute allein in Deutschland zehn Milliarden Euro in dieser Branche umgesetzt würden, dann könne sich dieser Effekt verfielfachen, wenn immer mehr Länder etwa den Weg Chinas gingen, das 2010 zehn Prozent seines gewaltigen Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen beziehen wolle. Der Handel mit modernen Umwelttechnologien diene, so Trittin, nicht nur der eigenen Volkswirtschaft, sondern auch Ländern, die solche Technologien benötigten, um ihre Bedürfnisse nach Energie wie ihre Umweltprobleme zu lösen.
Begrüßt hatte die rund 1.500 Gäste des Festaktes in der Mainzer Rheingoldhalle der stellvertretende DBU-Kuratoriumsvorsitzende Hubert Weinzierl. Er betonte als weiteres Beispiel für die Arbeit der Stiftung das besondere Engagement, das die DBU für Jugend-Projekte und etwa ihr Stipendienprogramm aufbringe. Der Nachwuchs sei sehr wohl bereit, sich für die Umwelt und andere für das Gemeinwohl wichtige Aufgaben einzusetzen. Weinzierl: "Das vielfach skizzierte Bild einer weitgehend desinteressierten und leistungsunwilligen Jugend können wir daher nicht bestätigen." Wichtig sei nur, dass die Themen in zeitgemäßem Gewand präsentiert, das Interesse der Jugend für moderne Technik mit einem sorgsamen Umgang mit den natürlichen Rohstoffen verbunden und die Freude an solchen Aktionen undogmatisch vermittelt werde.
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