Alle Storys
Folgen
Keine Story von SWR - Das Erste mehr verpassen.

SWR - Das Erste

Terrortrio NSU: LKA-Beamter behauptet, dass Fahndung gezielt verhindert wurde
"Report Mainz", heute, 10.12.2013, um 21.45 Uhr im Ersten

Mainz (ots)

Die Fahndung nach dem Terrortrio NSU wurde nach Aussagen eines LKA-Beamten gegenüber dem ARD-Politikmagazin "Report Mainz" gezielt verhindert. Demnach habe der heutige LKA-Präsident Werner Jakstat 2003 die Anweisung gegeben, einem Zeugenhinweis nicht nachzugehen. Damit liegt erstmals seit Auffliegen des NSU eine konkrete Aussage vor, dass Behörden gezielt ein Ergreifen des Trios verhindert haben.

Der Informant aus dem Landeskriminalamt Thüringen schildert einen Zeugenhinweis aus dem Jahr 2003, der sich auch in den Ermittlungsakten wiederfindet. Ein alter Schulkamerad von Uwe Böhnhardt hatte diesen an einer Ampel in Jena gesehen und eindeutig identifiziert. Diese Aussage lag später auch dem LKA Thüringen vor. Doch bevor ausführliche Ermittlungen anlaufen konnten, habe der damalige LKA-Vizepräsident Werner Jakstat persönlich angerufen und die Ermittler angewiesen, nichts herauszufinden, erinnert sich der LKA-Beamte. Daraufhin seien alle Ermittlungen eingestellt worden.

Diese Aussage liegt "Report Mainz" als eidesstattliche Versicherung vor. Im Interview sagt der Informant wörtlich: "Der Auftrag hat gelautet: Fahrt mal raus, damit keiner sagen kann, wir hätten gar nichts gemacht. Also haben wir den Zeugen befragt. Aber wir sollten nichts ermitteln. Es wurde explizit gesagt: Kriegen Sie da nichts raus."

Werner Jakstat, heute Präsident des LKA Thüringen, wollte sich "Report Mainz" gegenüber nicht zu den Vorwürfen äußern, da es sich um ein Verfahren des Generalbundesanwaltes handele. Im Thüringer Untersuchungsausschuss sagte er bei einer Befragung am vergangenen Donnerstag, er habe jederzeit die Ermittlungen "bestmöglich" unterstützt. Zu den Vorgängen im Juni 2003 verwies er auf ein Schreiben an das Thüringische Innenministerium vom September 2003. Darin nimmt er Stellung zum ausbleibenden Fahndungserfolg: Demnach hätten die Ermittlungen nicht zum Erfolg geführt, weil sich die Angaben des Zeugen auf Ereignisse bezogen hätten, die ein bis drei Jahre zurückgelegen hätten. Darüber hinaus seien sie nicht schlüssig gewesen.

Dies widerspricht allerdings Akten, die "Report Mainz" vorliegen: Hieraus geht hervor, dass zwischen der Begegnung des Zeugen mit Uwe Böhnhardt und seiner Aussage beim LKA nur acht Monate vergangen waren. Zudem bewertete ein Polizist der Polizeidirektion Jena den Zeugen damals als glaubwürdig.

Der Zeuge Mark Seehrich, der sich in "Report Mainz" erstmals äußert, erinnert sich an die Vorgänge damals: "Das LKA war schon richtig heiß, die wirkten schon hochmotiviert, dass sie ihn kriegen wollten. Das hat mich schon verwundert, dass das dann wieder so ruhig wurde." Mark Seehrich, der früher mit Uwe Böhnhardt befreundet war, ist immer noch sicher, dass er Böhnhardt damals in Jena eindeutig erkannt hat: "Ich bin stadteinwärts gefahren und habe dann auf der linken Spur diesen Hyundai gesehen, diesen roten und habe darin den Uwe Böhnhardt erkannt. Ich fuhr an der Ampel neben ihm ran, guckte rüber. Er grüßte kurz. Da war ich mir auch sicher, dass es der Böhnhardt ist. Er sah aus wie früher, war ganz ruhig und normal, nicht wie ein Straftäter auf der Flucht."

Der CDU-Obmann im Bundestagsuntersuchungsausschuss zum NSU, Clemens Binninger, sagt "Report Mainz": "Es gab eine Reihe von Fehleinschätzungen und Pannen, aber ein aktives Einflussnehmen konnten wir im Untersuchungsausschuss nicht feststellen. Insofern hätte das eine neue Dimension." Wenige Wochen nach dem Zeugenhinweis wurde die Fahndung nach dem Trio wegen Verjährung der Taten eingestellt.

Weitere Informationen unter www.swr.de/report. Zitate gegen Quellenangabe "Report Mainz" frei. Fragen bitte an "Report Mainz", Tel. 06131/929-33351.

Original-Content von: SWR - Das Erste, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: SWR - Das Erste
Weitere Storys: SWR - Das Erste
  • 02.12.2013 – 12:23

    SWR plant Tatort-Special

    Baden-Baden (ots) - Die Tatortredaktion des SWR hat die Idee eines Tatort-Specials mit einer Kom-missarin entwickelt, die in Freiburg ermittelt. Die lebendige Universitätsstadt im Dreiländereck bietet hierfür nach Überzeugung der Redaktion vielfältige Mög-lichkeiten, einen spannenden Kriminalfall zu erzählen. Bei dem Vorhaben handelt es sich um einen einmaligen sogenannten Event-Tatort für einen Feiertag wie beispielsweise Ostermontag oder Pfingstmontag. Der SWR wird ...

  • 02.12.2013 – 10:03

    Tagessieg für SWR-"Tatort - Happy Birthday, Sarah"

    Baden-Baden (ots) - Nummer eins bei den Fernsehzuschauern war gestern Abend (1.12.2013) der Stuttgarter "Tatort - Happy Birthday, Sarah". 9,34 Millionen Zuschauer sahen den SWR-Tatort im Ersten. Damit war der SWR-Krimi mit Richy Müller und Felix Klare die meistgesehene Sendung des Tages im deutschen Fernsehen. Die Zuschauerzahl entspricht einem Marktanteil von 26 Prozent. Auch bei den Zuschauern unter 49 Jahren verbuchte ...